Pfiffikus - September / Oktober 2010

   
 

Über den Irrsinn in Deutschland Wasser zu sparen

 
     
 

(D.K.) Den nachstehenden Beitrag habe ich den Si-Informationen - Das Magazin für Unternehmer der SHK (Sanitär, Heizung, Klima) Branchen, Nr. 6/10 entnommen.

Nachdem die EU die Glühbirnen ausgeschaltet hat, nimmt sie sich jetzt Duschköpfe und Wasserhähne vor. Im Namen der Energie-Effizienz soll deren Verbrauch reguliert werden.

Jetzt sollen wir also überall in Europa Wasser sparen. Geht's noch? Die EU-Bürokraten sollten mal die Leute in Polen und Brandenburg fragen, was die von dieser Idee halten. Die Anwohner von Weichsel und Oder können sicher ein paar Eimer Wasser abgeben, damit die Politiker in Brüssel was zum Sparen haben. In der Sahara, ja, da könnten sie Wasser sparen-wenn sie denn welches hätten. Aber hierzulande?

Wenn wir hier Wasser sparen, hat deshalb ein Beduine trotzdem keinen Tropfen mehr, auch wenn uns die Öko-Talibans ein schlechtes Gewissen machen wollen, daß es unmoralisch sei, hierzulande 126 Liter pro Kopf zu verbrauchen, während in der Sahara Wasserknappheit herrsche. Wenn wir hier Wasser sparen, dann erreichen wir nur, daß unser Abwassersystem vollends vor die Hunde geht. Seit 1970 ist der Wasserverbrauch pro Kopf in Deutschland zurückgegangen, der Wasserpreis nicht. Das liegt daran, daß nachts, wenn alle schlafen, die Wasserwerke mit dem ganzen gesparten Wasser der Verbraucher und ein paar Eimer mehr ihre überdimensionierten Abwasserleitungen spülen, damit der ganze aggressive und wenig verdünnte Dreck, der tagsüber durch das Wassersparen nicht bis zur Kläranlage gekommen ist, nicht liegenbleibt und die maroden Rohre zerfrisst und verstopft.

Wassersparen ist so schön plakativ. Damit lassen sich die Medien und mit ihnen die Verbraucher prima ablenken, sodaß sie nicht nach den tatsächlichen Umweltsünden fragen. Es ist das alte Prinzip von „Haltet den Dieb": Während alle mit Wassersparen beschäftigt sind, können die Wasserverschwender in der Nahrungsmittel- und Transportindustrie prima ihre Geschäfte machen. Sie machen wohl die effektivste Lobby- und Pressearbeit. Gibt es zum Beispiel einen vernünftigen Grund, weshalb aus Frankreich Wasser in Plastikflaschen nach Stuttgart gekarrt wird? Die Stadt bekommt bestes Trinkwasser aus dem Bodensee und hat darüber hinaus das zweithöchste Mineralquellenvorkommen in Europa. Die Wasserqualität aus diesen Brunnen kann locker mit der sämtlicher Modewasser mithalten. Aber es läuft ungenutzt aus den öffentlichen Brunnen, während die Leute sich daneben sonnen und stumpfsinnig ihr Evian aus der Plastikflasche nuckeln.

Wenn wir in Deutschland sinnvoll Wasser sparen wollen, dann sollten wir mit dem virtuellen Wasser anfangen zu sparen. Mit virtuellem Wasser wird das Wasser bezeichnet, das verbraucht wird, um ein Produkt herzustellen. Und dieser Verbrauch ist tatsächlich gigantisch. Da kommen auf einen Liter Evian aus der Plastikflasche noch etliche Liter Wasser dazu, die für Plastikflaschenherstellung, Transport, Lagerung und so weiter verbraucht werden. Wenn wir Tomaten und Baumwolle aus Nordafrika verbrauchen, verschärfen wir tatsächlich die Wasserknappheit in diesen Ländern. Darüber sollte aufgeklärt werden. Aber da müßten sich ja unsere Politiker mit den Mächtigen in der Industrie und den Regierenden in anderen Ländern anlegen und die Publikums-Medien müßten anfangen darüber zu recherchieren und zu schreiben, statt brav das abzuschreiben, was ihnen die PR-Agenturen der Wirtschaft vorlegen.

Wenn der Pfiffikus König im Wasserreich wäre, würde er ein einfaches Gesetz erlassen. Nicht zum Wassersparen, sondern zum Wassersauberhalten: Jeder, der Wasser verbraucht und Abwasser produziert, darf sein Wasser nur unterhalb der Stelle entnehmen, wo er sein Abwasser einleitet. Oder einfacher ausgedrückt: Wer oben in den Bach reinpinkelt, muß unten daraus trinken. Wetten, daß dann ganz schnell die Flüsse weltweit sauber würden?

Nichts für ungut Ihr
Pfiffikus pfiffikus@at-fachverlag.de

 
     
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