Dieter Kersten - März / April 2010

   
 

Die Verantwortung Obamas

 
     
 

(D.K.) Das Bild, welches in FREITAG den Artikel Haiti - Land ohne Gott und Gnade ergänzte, zeigt einen us-amerikanischen Soldaten im Kampfanzug, mit Maschinenpistole, rechts Finger am Abzug, den linken Arm ausgestreckt, mit der Geste des Befehls, mitten unter Haitianern. Es ist ein wenig ermutigendes Bild; es ist nicht erkennbar, daß hier ein Mensch Menschen helfen will. Es ist der Wille des Herrschens.

Ist eine Gesellschaft, wie die us-amerikanische, erst einmal vom militärischen und menschenselektiven Denken durchdrungen, nützen weder Spendensammlungen noch Events bzw. Fernsehen oder Hallelujas in den Kirchen, um Frieden zu erreichen. In einer deutschen Illustrierten, leider kann ich Ihnen nicht sagen, welche, denn ich habe sie mir nicht aufgehoben, war ein Bericht über ein us-amerikanisches Camp im eigenen Land, in dem Kinder ab etwa 10 Jahren, meistens natürlich Knaben, mit militärischem Drill an militärischen Attrappen ausgebildet wurden. Die Kinder trugen Kampfanzüge, wie auf dem Bild in FREITAG. Abenteuerlust, Spieltrieb und Neugier (Wissensdrang) der Kinder werden in verantwortungsloser Form ausgenutzt. In der DDR nannte man das „vormilitärische Ausbildung“.

Ist Obama naiv, nicht informiert und wie sein Vorgänger auf eine totale us-amerikanische Weltherrschaft besessen? Dann können wir es uns ersparen, zu versuchen, seine Friedensnobelpreis-Rede auf wirklich zukunftsweisende Aspekte zu untersuchen, also ernst zu nehmen.

Bevor ich das unter Umständen tun werde, sollte ich die Frage stellen, was das Friedensnobelpreiskomitee veranlaßt haben könnte, einem amtierenden Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, der viele Kriege und Kriegsdrohungen auf dieser Erde von seinem Vorgänger Bush geerbt hat, den Nobelpreis zu verleihen?

Hat sich da gar keiner Gedanken gemacht? Ich jedenfalls habe keine schlüssige Antwort.  Wenn ich positiv denken möchte, dann könnte ich mir vorstellen, daß das Nobelpreiskomitee in Oslo angesichts der us-amerikanischen Kriege ein Zeichen des Friedens setzen wollte. Wenn ich negativ denke, dann ist die Verleihung des Friedensnobelpreises ein geschickter Schachzug, den us-amerikanischen Weg zur totalen Weltherrschaft positiv zu besetzen, d.h. ihn als Weg zum Frieden zu propagieren. Die Leichen, die am Rande des Weges liegen, werden dann nicht mehr gezählt.

Lê Duc Tho, Verhandlungsführer der Volksrepublik Vietnam bei den Verhandlungen zwischen 1968 und 1975 über das Ende des Krieges in Vietnam, bekam zusammen mit dem damaligen Außenminister der USA, Henry Kissinger,  1973 den Friedensnobelpreis. Lê Duc Tho lehnte die Annahme des Preises mit der Begründung ab, daß in seinem Land noch immer kein Frieden herrsche. Nach anderen Quellen soll er gesagt haben, daß er angesichts der vielen Toten einen solchen Preis nicht annehmen könne. Er ist bisher der einzige potentielle Preisträger, der Anstand und Rückgrat besessen hat, den Preis abzulehnen.

Frieden ist nicht nur Abwesenheit von Krieg.  Frieden ist, lt. Wikipedia, der allgemeine Zustand zwischen Menschen, sozialen Gruppen oder Staaten, die bestehenden Konflikte in rechtlich festgelegten Normen ohne Gewalt auszutragen. Dieser Zustand ist eine Beziehung zwischen Völkern und Staaten, die den Krieg zur Durchsetzung von Politik ausschließt. Der Friede muß gelebt werden, Kriege werden gemacht.

In Obamas Nobelpreisrede stehen die Sätze: „Das Böse existiert auf der Welt. Eine gewaltlose Bewegung hätte Hitlers Armeen nicht aufhalten können.“ Na klar, sagt da jeder, der nicht die Vorgeschichte des Hitler-Krieges kennt. Der Großvater von Bush jun., der Vorgänger von Obama, Prescott Bush, hat Hitlers SA mitfinanziert und dazu beigetragen, daß der „Führer“ die Macht ergreifen konnte. Großvater Bush war auch an einer Firma beteiligt, die in Auschwitz-Birkenau eine Produktionsstätte hatte. Der US-Industrielle Henry Ford hat Hitler persönlich zu seinem 50. Geburtstag gratuliert und  dem „Führer“ 50 000 Dollar geschenkt. Nicht nur deutsche Industrielle, sondern auch Banken mit us-amerikanischen und jüdischem Hintergrund haben Hitler finanziert. Begleitet wurden die Kriegsvorbereitungen schon während der Weimarer Republik durch gezielte und bezahlte Desinformationen in den üblichen mündlichen „Gerüchteküchen“ und  der Presse. Fernsehen und Internet gab es noch nicht. Die Massen glaubten und glauben Fehlinformationen.

Es ging schon damals um die Weltherrschaft der USA, diesem Land mit einem auserwählten, im übrigen weißen Volk. Obama sollte sich da keine Illusionen machen.

Terrorismus ist nicht nur ein schillerndes Wort. Die Praxis des Terrorismus hat auch schlimme und durchaus gegensätzliche Folgen. Der irakische Präsident Saddam Hussein wurde von den US-Amerikanern gegen die Ayatollahs im Iran militärisch benutzt. Das Giftgas, welches er in diesem Krieg verwendete, stammte aus us-amerikanischen Beständen. Die Hamas, Teil der palästinensischen Widerstandsbewegung, in Palästina sind als Gegenpol einer einstmals den USA widersetzlichen Al Fatah von den damaligen US-Regierungen mitgegründet und mitfinanziert worden. Die Taliban (Religionschüler) und  al Qaida sind lange Zeit mit us-amerikanischem Steuergeld ausgebildet, gerüstet und finanziert worden. Sie wurden gegen die sowjetischen Soldaten in Afghanistan eingesetzt, und als sie, die Taliban,  siegten, stellten die Amerikaner fest, daß sie, nunmehr die afghanischen Mullas genannt, zur „Achse des Bösen“ gehören. Heute werden wir Bürger auf der nördlichen Halbkugel dieser Erde in Terroristenangst versetzt. Unsere Regierungen nehmen das zum Anlaß, uns auf Schritt und Tritt zu überwachen. Die Bürgerrechte werden abgebaut.

Es ist immer noch nicht geklärt, wer an dem kriminellen Anschlag 2001 auf das World Trade Center in New York beteiligt war und wer diesen Anschlag begünstigt hat. Es liegt durchaus in der Verantwortung Obamas, allen Gerüchten und vermeintlichen Tatsachen nachzugehen. Das nicht zu tun, ist Feigheit vor dem Feind.

Eine Kriegskampagne gleicht der anderen. Der Krieg gegen Saddam Hussein wurde propagandistisch mit gezielten Lügen vorbereitet. Jetzt wird, unter Führung des US-Präsidenten und Friedensnobelpreisträgers Barack Hussein Obama, der Krieg gegen den Iran vorbereitet. Es wurden in den letzten Wochen moderne Angriffswaffen an die Golfstaaten und an Saudi Arabien geliefert. Die Zahl der amerikanischen Soldaten  in Afghanistan wurde erhöht, damit sie von dort aus über  die afghanisch-iranische Grenze in den Iran einfallen können. Auch in die Golfstaaten sind Einheiten der US-Armee versetzt worden.

In der Wochenzeitschrift FREITAG vom 11. Februar wird ein Beitrag von Seumas Milne aus The Guardian mit der Überschrift Trommeln werden gerührt - Drohkulisse gegen Iran - Vieles erinnert an das Vorspiel zum Irak-Krieg 2004 abgedruckt. Auf der gleichen Seite schreibt Lutz Herden unter der Überschrift Symptom und Krankheit - Atomstreit: der Iran ist gefordert - aber auch alle Nuklearmächte, die fortwährend den Atomwaffensperrvertrag verletzen: „Wenn etwa der deutsche Außenminister ankündigt, man wolle eine atomare Bewaffnung Irans niemals hinnehmen, wird nicht nur mit der militärischen Option herum gefuchtelt, sondern dieselbe zur letzten Reißleine erklärt, die man zu ziehen gedenke, wenn Iran von seinem legitimen Anspruch auf zivilen Gebrauch von Kernenergie nicht lassen will. Die von Guido Westerwelle ausgerufene Eskalationsdynamik ist nicht neu und läuft Gefahr, irgendwann ohne Alternative zu sein. Es sei nicht vergessen, der alliierte Truppenaufmarsch am Golf hatte im März 2003 ein Stadium erreicht und wohl erreichen sollen, daß die Aggression gegen den Irak wie ein Befreiungsschlag wirkte.“

Nun, Herr Obama, was ist mit dem Frieden? Der Iran hat die USA nicht militärisch angegriffen. Der Iran ist ein souveräner Staat! Was haben Sie da zu suchen?

 
     
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