Dieter Kersten / September 2004    
Zum soundsovielten Mal: Palästina, Israel, die Massenvernichtungswaffen und der 3. Weltkrieg  
     
 

Als Orte gemeinsamer Kultur gehören Palästina/Israel und Europa enger zusammen, als Europa und "der Rest der Welt", ist doch der Überlieferung nach Palästina die Wiege der monotheistischen Religion Christentum. Zeitig verbunden mit der weltlichen Macht, breitete sich dieses Christentum in Europa und von Europa ausgehend gewalttätig aus; es hinterließ erdweit eine breite Blutspur. Die Eroberung fremder Kontinente und die Vernichtung von Kulturen ist bis heute mit einer überbordenden christlich/abendländischen Arroganz verbunden, die ihresgleichen sucht. Die Blutspur ist noch nicht trocken; die Ausbeutung fremder Völker zum Wohl "unserer Zivilisation" (Zitat unseres Herrn Bundeskanzlers) - siehe Afghanistan, Irak, Sudan usw. - ist in vollem Gange.

Trotzdem gelten griechische Philosophie, Christentum und europäisch - jüdische Aufklärung zusammen, als Quelle der Menschenrechte im weitesten Sinn, auf die wir uns mit Recht weltweit berufen. Die Menschenrechte sind in allen Staaten dieser Erde vor den Mächtigen ("die politische Klasse" und die "Strippenzieher des globalen Kapitals") nicht sicher; die islamischen Länder sind besonders resistent gegen die Menschenrechte - siehe der Sudan und seine Provinz Dafour. Bezeichnenderweise wird in dieser Provinz Öl gefördert und es werden weitere große Ölreserven dort vermutet. Wer hat im Sudan seine dreckigen Finger im Geschäft? Die abendländisch-christlich-jüdische Konnexion!?! Oder?

Keiner redet von den dortigen Ölquellen. Wer beutet sie aus? Wer streicht die Gewinne ein. Aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen wird berichtet, daß die Volkrepublik China ein außerordentlich starkes Interesse an den Ölquellen hat und daß, sozusagen auf finanziellen Vorgriff, Rußland Kampfflugzeuge liefert. Unser Außenminister Fischer und sein "energisches Auftreten" zugunsten der Verfolgten und Gequälten der Provinz Dafour in der Hauptstadt des Sudans, Khartum, im Juli d.J., in allen Ehren: war das nun schlechtes Theater oder gelebte Naivität? Glaubt die deutsche Bundesregierung allen Ernstes, helfen zu können, ohne das die Ausbeutungsmechanismen offengelegt und ohne das die Verantwortlichen in unserem Kulturkreis benannt werden?

Aber kehren wir nach Palästina/Israel zurück. Palästina/ Israel ist den Überlieferungen nach Wiege der jüdischen Religion, vermutlich der ältesten monotheisten Religion unserer Zeitrechnungen. Das Geschichten-Buch Altes Testament ist voller Berichte über Kriege und kultureller Anmaßungen, aus denen das "auserwählte Volk der Juden" geboren wurde. Sie waren die Lehrmeister der Urchristen, die lange Zeit als Angehörige einer jüdischen Sekte galten.

Die Massenvernichtungswaffen der Neuzeit stammen alle aus dieser christlich-jüdischen Kultur. Es war der deutsch-jüdische Wissenschaftler Fritz Haber, der im 1. Weltkrieg Chlorgas nicht nur als Kampfgas entwickelte, sondern den Einsatz an der Front 1915 auch persönlich überwachte. Es waren vornehmlich us-amerikanisch-jüdische Wissenschaftler, die die Atombombe entwickelten und ihren Einsatz in Hiroshima und Nagasaki schließlich auch forderten. Bekannt ist, daß der deutsch-jüdische Emigrant Albert Einstein einen entsprechenden Brief an den Präsidenten Roosevelt schrieb.

Die menschenfeindlichen Schandtaten vollenden, daß ist bisher in den meisten Fällen Sache der Christen gewesen.

Massenvernichtungswaffen, Landraub und Völkermord unter dem Davidstern und dem Kreuz, ist das nun Ergebnis der Religionen und deren Philosophien, oder ist es "nur" die menschliche Schwäche und Habgier. Was treibt jüdische Wissenschaftler, Massenvernichtungswaffen zu erfinden und was treibt Christen, diese auszuprobieren? Ich weiß es nicht.

Als Theodor Herzl (1860-1904) dem Zionismus seine Worte gab, hatte der christlich-jüdische Kolonialismus Europas und US-Amerikas seine Hochzeit. Warum sollten die bekennenden Jüdinnen und Juden dieser Erde es nicht genau so tun, wie ihre Brüder und Schwestern in Christo - wenigstens ein Volk unterdrücken, vertreiben und ermorden? Es war doch so einfach, die "Heimkehr nach Palästina" ideologisch zu untermauern - die Heimkehr nach Zion, in das gelobte Land. Das da Menschen fremden Glaubens leben, das Land auch Heimat nennen, das spielte und spielt keine Rolle. Einige wenige Menschenfreunde unter den Zionisten hatten die ernste Vorstellung, mit den "Eingeborenen", den Palästinensern, friedlich zusammen leben zu können, aber, das waren die "Spinner und Träumer", die von der zionistischen Realität schnell eingeholt wurden.

Einiges von den Realitäten habe ich in den letzten 14 Jahren im Kommentar-und Informationsbrief NEUE POLITIK schon geschildert. Zur Erinnerung: ich berichtete über Gespräche meiner Mutter mit ihren jüdischen Freundinnen, die bereits in den 20iger Jahren nach Palästina auswanderten und die sich anläßlich eines Besuches in Berlin damit brüsteten, "dumme Palästinenser" um ihr Land gebracht zu haben. Meine Mutter wurde ausgelacht, als sie meinte, daß ein solcher Betrug auf die Betrüger zurückfallen wird. Ferner: ich berichtete über Gespräche mit einem alten deutsch-russischen Juden, den ich in den 90iger Jahren in Moskau kennen lernte und den ich in Berlin eingehend befragte. Ich will seine schlimme Geschichte über die Vernichtung seiner Familie durch die deutsche SS nicht wiederholen, aber ich komme nicht umhin, seine Antwort auf meine Frage, ob der jüdische Weltrat seine Glaubensgenossen in Deutschland nicht um der Gründung Israels willen verraten haben, wiederholen: "So wird es sein, Herr Kersten!.

Die Gründung des Staates Israel als "Pfahl im Fleisch" des Islams war eine Teufelstat. Der Teufel hat viele Namen. Belfour, Hitler, Churchill, um nur drei zu nennen.

> Wir haben die Möglichkeit, die Welt mit uns zusammen untergehen zu lassen. Und ich kann Ihnen versichern, daß dies auch geschieht, bevor Israel untergeht. <
Martin van Creveld, Professor für Militärgeschichte an der Hebräischen Universität Jerusalem, 2003.

Dieses Zitat ist einem Beitrag von Jürgen Rose, Oberstleutnant der Bundeswehr, vorangestellt, welcher am 18. Juni in der Wochenzeitschrift FREITAG unter der Überschrift > Sharons Zündhölzer für Arabiens Öl < erschienen ist. Es lohnt sich, ein längeres Zitat aus diesem Artikel abzudrucken:

Mittlerweile steht fest: Israel verfügt über ein umfangreiches Atomwaffenpotenzial, das klassische Kernspaltungs-, thermonukleare Fusions- sowie Neutronenwaffen umfaßt. Man besitzt schätzungsweise 400 bis 500 Sprengköpfe, deren Detonationskraft bei etwa 50 Megatonnen liegt. Damit sind Atomminen, Artilleriegranaten, Torpedos, Marschflugkörper, Raketen und Flugzeugbomben bestückt. Produziert wird diese geballte Ladung seit 1962 in Dimona, wo sich das "Israelische Kernforschungszentrum" (Kirya LeMechkar Gariini/KAMAG) befindet und in dem mit französischer Hilfe errichteten EL-3 Atomreaktor das zur Nuklearwaffenproduktion benötigte Plutonium hergestellt wird. In Kirya Le Mechkar Gariini stehen Anreicherungsanlagen für waffenfähiges Uran sowie eine unterirdische Wiederaufbereitungsanlage zur Plutoniumextraktion.

Die Konstruktion der Gefechtsköpfe wiederum erfolgt in zwei Laboratorien - im Nuklearforschungszentrum Nachal Schurek (Merkaz Le´mechkar Gariini/ MAMAG) und in der "Abteilung 20" der Waffenentwicklungsbehörde (Rashut Le´pituach Emtzaei Lechima/Rafael), montiert werden die Atomsprengsätze in der Nuklearfabrik Jodfat. Mitte der sechziger Jahre gab es mehrfach Nukleartests in der Negev-Wüste nahe der israelisch-ägyptischen Grenze, außerdem gemeinsame Versuche mit Südafrika in der Atmosphäre über dem Indischen Ozean.

Um die Nuklearwaffen zum Einsatz bringen zu können, verfügt die Israeli Defense Force über ein breites Spektrum von Trägersystemen, das die gesamte Triade aus land-, luft- und seegestützten Plattformen umfaßt. So dienen amerikanische Artilleriegeschütze (175 mm M-107 und 203 mm M-110) für den Gefechtsfeldeinsatz. Im Kurzstreckenbereich verfügt die Armee seit 1976 über US-Raketenartilleriesysteme des Typs MGM-52 C Lance mit einer Reichweite von rund 130 Kilometern. Über große Distanzen hinweg können dabei unterschiedliche Typen von Boden-Boden-Raketen eingesetzt werden. Die YA-1 Jericho I verfügt über eine Reichweite von 500 Kilometern - die inzwischen weiterentwickelte YA-3 Jericho II kann Distanzen bis zu 1.800 Kilometern überwinden. Dem Vernehmen nach sind ihre Gefechtsköpfe mit einer radargesteuerten Endphasenlenkung nach dem Muster der us-amerikanischen Pershing II ausgestattet.

Darüber hinaus produziert Israel die auf dem Jericho-Typ basierende dreistufige Trägerrakete Shavit, mit der seit 1988 mehrere Ofek-Aufklärungssatelliten auf eine Erdumlaufbahn geschossen wurden. Eine Rakete, die sich mit einem relativ geringen konstruktiven Aufwand zu einer Interkontinentalrakete mit einer Reichweite von mehr als 7.000 Kilometern aufrüsten läßt.

Äußerst flexibel können auch israelische Kampfflugzeuge, deren Reichweite sich mittels Luftbetankung nahezu beliebig vergrößern kann, als Trägersysteme für Kernwaffen eingesetzt werden. Von den USA geliefert, konnten diverse Maschinen dank des Einsatzes einer hochentwickelten israelischen Rüstungsindustrie teilweise erheblich an Kampfwert gewinnen - auf die F-16 Fighting Falcon trifft das ebenso zu wie auf die F-15I Ra´am, die bereits 1998 in Dienst gestellt wurde. Letztere hat ohne Luftbetankung einen Einsatzradius von 5.500 Kilometern und ist mit modernsten Navigations- und Zielerfassungssystemen ausgerüstet.

Nuklearwaffenfähige Jagdbomber mit entsprechend zertifizierten Besatzungen sind auf den Fliegerhorsten Tel Nof, Nevatim, Ramon, Ramat-David, Hatzor und Hatzerim stationiert - einige davon mit Kernwaffen aufmunitioniert und rund um die Uhr zum Alarmstart bereit.

Schließlich verfügt seit 2003 auch die israelische Kriegsmarine über die Trägerkapazität zum Nuklearwaffeneinsatz. Als Plattform dienen drei von Deutschland in den Jahren 1999 und 2000 gelieferten Dolphin U-Boote im Gesamtwert von rund 655 Millionen Euro (nahezu komplett vom deutschen Steuerzahler finanziert). Diese sind mit Marschflugkörpern (Bezeichnung Popeye Turbo II beziehungsweise Deliah) bestückt, deren Reichweite - wie es im Mai 2000 einer Testreihe vor der Küste Sri Lankas zu entnehmen war - mindestens 1.500 Kilometer beträgt. Entwickelt wurden diese Marschflugkörper entweder eigenständig von der israelischen Rüstungsindustrie oder dank diskreter ausländischer Assistenz. Mit welchem Nachdruck Israel seine Aufrüstung auf dem maritimen Sektor betreibt, ließ sich dem Jerusalem-Besuch von Verteidigungsminister Struck Anfang des Monats (Anmerk. D.K.: Juni) entnehmen, als der Wunsch nach der Lieferung zweier weiterer U-Boote der Klasse 212 A - ausgestattet mit dem weltweit einmaligen Brennstoffzellenantrieb neuester Technologie, die es ermöglicht, wie ein strategisches U-Boot wochenlang ohne Auftauchen zu operieren (!)- laut wurde.

Biologische und chemische Waffen komplettieren Israels Overkill-Potenzial. Aufgrund akribischer Geheimhaltung fließen Informationen darüber nur spärlich, doch heißt es in einem Bericht des Office for Technology Assessment (OTA) - das Institut recherchierte bis 1995 im Auftrag des US-Kongresses - aus dem Jahr 1993, daß "Israel nach allgemeiner Auffassung inoffizielle Potenziale zur chemischen Kriegsführung besitzt" und "ein inoffizielles Programm zur Herstellung von biologischen Waffen durchführt".

Als gesichert gilt, daß sich in Nes Ziona südlich von Tel Aviv das Institut für Biologische Forschung (IIBR) befindet, dessen Aktionsfeld ein hoher israelischer Geheimdienstmitarbeiter wie folgt beschreibt: "Es gibt wohl keine einzige bekannte oder unbekannte Form chemischer oder biologischer Waffen ... die im Institut Nes Ziona nicht erzeugt würde." Durch den Rückgriff auf Forschungen in Südafrika soll zudem - Gerüchten zufolge - seit Anfang der neunziger Jahre an einer so genannten "Ethno-Bombe" gearbeitet worden sein, bei der versucht wird, Ergebnisse der Genforschung zu nutzen.
Chemische Waffen - unter anderem die Nervengase Tabun, Sarin und VX - werden in einer unterirdischen Produktionsstätte im Nuklearforschungszentrum Dimona hergestellt. Eine indirekte Bestätigung für die Existenz derartiger C-Waffen-Programme lieferte der Absturz einer EL AL-Frachtmaschine auf ein Amsterdamer Wohnviertel am 4. Oktober 1992, bei dem 47 Menschen ums Leben kamen und mehrere hundert sofort oder verzögert an mysteriösen Leiden erkrankten. Ein dazu 1998 veröffentlichter Untersuchungsbericht stellte fest, dass die Maschine Chemikalien an Bord hatte, unter anderem 227,5 Liter Dimethylmethylphosphonate (DMMP), die genügen, um 270 Kilogramm des Nervengases Sarin zu produzieren. Das DMMP war im Übrigen von der Firma Solkatronic Chemicals Inc. aus Morrisville in Pennsylvania geliefert worden - ein Indiz dafür, daß es US-Unternehmen gab, die es verstanden, am Geschäft mit den Massenvernichtungswaffen im Nahen Osten mehrfach zu verdienen: Durch Lieferungen in den Irak während des ersten Golfkrieges zwischen 1980 und 1988 - und später an die israelische Armee.

Jürgen Rose hat dann in der nächsten Ausgabe der Wochenzeitschrift FREITAG eine Fortsetzung seines Berichtes geschrieben, aus der ich auch einen Ausschnitt bringe:
Während des Oktoberkrieges 1973 wurde ein Schlag mit Nuklearwaffen nicht nur in Betracht gezogen, sondern am 8. Oktober 1973 bereits der Befehl erteilt, 13 Kernwaffen für einen Angriff auf die militärischen Hauptquartiere in Kairo und Damaskus vorzubereiten, nachdem Verteidigungsminister Moshe Dayan einen Zusammenbruch der israelischen Defensivoperationen im damaligen Zweifrontenkrieg prophezeit hatte. Mit dieser nuklearen Mobilmachung gelang es der Regierung unter Premierministerin Golda Meir, die USA erheblich unter Druck zu setzen und massive Nachschublieferungen an Munition und Rüstungsmaterial zu erzwingen. Gleichzeitig schienen die Oberkommandierenden in Ägypten und Syrien von dem drohenden Enthauptungsschlag derart beeindruckt, daß sie ihre Panzerverbände nicht weiter vorrücken ließen. Nachdem Israel daraufhin am 14. Oktober 1973 den atomaren Gefechtsalarm zunächst aufgehoben hatte, wurde er wenige Tage später erneut ausgelöst, nachdem die US-Regierung ihrerseits das Strategische Bomberkommando alarmierte. Die Sowjetunion sollte von einem möglichen Eingreifen zugunsten Syriens und Ägyptens abgehalten werden. Die Lage entspannte sich erst, als ein Waffenstillstand sämtliche Kampfhandlungen beendete.

Ein weiteres Mal war die atomare Option Teil des militärischen Kalküls, als 1982 bei der Invasion im Libanon ("Operation Oranim") der damalige Verteidigungsminister Ariel Sharon mit dem Gedanken spielte, Syrien mit Kernwaffen anzugreifen. Schließlich kündigte Israels Regierung während des Golfkrieges von 1991 für den Fall eines irakischen Angriffs mit chemischen oder biologischen Waffen einen nuklearen Gegenschlag an.

Wie die Beispiele zeigen, ist das israelische Kernwaffenpotenzial vollends in eine militärische wie auch politische Strategie integriert, die unter der Bezeichnung Nonconventional Compellence (nicht/konventioneller Druck) praktiziert wird. Ex-Premier Shimon Peres - einer der Protagonisten einer Aufrüstung mit Massenvernichtungswaffen - charakterisierte das dem zugrunde liegende strategische Motiv mit den Worten: "Ein überlegenes Waffensystem zu haben, schafft die Möglichkeit, es für die Ausübung von Druck zu nutzen. Das heißt, die andere Seite zu zwingen, Israels Forderungen zu akzeptieren, was wahrscheinlich dazu führt, dass der traditionelle Status quo hingenommen und ein Friedensvertrag unterzeichnet wird."

Darüber hinaus garantiert das israelische Nuklearpotenzial den uneingeschränkten Beistand des amerikanischen Alliierten und verhindert eine unerwünschte Parteinahme Europas zugunsten der arabisch-palästinensischen Position - getreu der Maxime: "Wenn ihr uns in einer kritischen Situation nicht helfen wollt, werden wir euch veranlassen, uns zu helfen, oder uns gezwungen sehen, unser Potenzial einzusetzen."

..........Aufschlußreich sind in diesem Kontext die Aussagen des israelisch-niederländischen Militärhistorikers Martin van Creveld, eines international bekannten Professors für Militärgeschichte an der Hebräischen Universität von Jerusalem, aus dem vergangenen Jahr. Van Creveld bemerkte in einem Interview mit dem niederländischen Magazin ELSEVIER zu den Plänen der Likud-Regierung, eine unüberwindliche Mauer zwischen Israel und dem Westjordanland zu errichten, Sharon verfolge in letzter Konsequenz das Ziel, alle Palästinenser aus der dann errichteten "Festung Israel" deportieren zu können. Auf die Frage, ob die Welt eine derartige ethnische Säuberung zulassen würde, meinte van Creveld: "Das liegt daran, wer es tut und wie schnell es geht. Wir haben einige Hunderte von Atomsprengkörpern und Raketen und können sie auf Ziele überall werfen, selbst auf Rom. Bei einem Einsatz von Flugzeugen sind die meisten europäischen Hauptstädte ein Ziel."

Um die Dramatik der Bedrohung besonders zu kennzeichnen, zitiere ich noch den ersten Absatz des Artikels von Jürgen Rose, welcher übrigens überschrieben ist mit > Sterben mit den Philistern: <

Parallel zum Aufbau eines Arsenals an Kernwaffen gab es für die israelische Armee über Jahrzehnte hinweg gleichfalls eine Evolution der Einsatzstrategie. Ausgangspunkt aller Optionen war die Überzeugung, nur auf diese Weise würde es möglich sein, einer mutmaßlichen arabischen Bedrohung eine ultimative Abschreckungsmacht entgegenzusetzen. Nuklearwaffen sollten als ultima ratio sicherstellen, dass es nie wieder zu einem Massaker am jüdischen Volk kommen würde. Als symbolische Metapher hierfür diente die so genannte "Samson-Option", die sich eines biblischen Mythos bediente. Demzufolge wurde Samson - gefangen nach blutigem Kampf - von den Philistern geblendet und in Dagons Tempel in Gaza öffentlich zur Schau gestellt. Dem Tode nahe bat der Gemarterte seinen Gott, ihm ein letztes Mal Kraft zu geben, und rief: "Ich will sterben mit den Philistern!" Danach konnte Samson die Säulen des Tempels beiseite schieben, woraufhin das Dach einstürzte und alle unter sich begrub. Bezogen auf diesen Mythos des Widerstehens und der Unbesiegbarkeit erhielten Israels Atomraketen den Decknamen "Tempelwaffen".

Wollen Sie, meine Leserinnen und Leser, mit den Philistern sterben?

Ist nicht diese jüdisch-christliche Gegenwart eine schlimme, koloniale, Anmaßung? In den USA soll es christliche Gruppen (Sekten) geben, die das Armageddon ( oder Harnmageddon, beides hebräisch, nach Offenbarung Johannes 16,16 der mythische Ort, an dem sich die > Könige der gesamten Erde < für den großen Krieg versammeln) nahezu herbeisehnen. Der Ort des Armageddon soll das "Heilige Land" (Israel) sein.

Die dritte monotheistische Religion, den Islam, habe ich mehr als einmal im Kommentar-und Informationsbrief kritisch betrachtet. Trotz meiner Kritik, insbesondere an der Heiligen Schrift des Islam, dem Koran, kann ich nur feststellen, daß die islamischen Kulturen keine Massenvernichtungswaffen hervorgebracht haben. Sie haben Kriege geführt, sicher auch sehr grausame Kriege, in einem Fall - Irak gegen Iran - sogar Giftgas verwendet, aber die ABC-Waffen haben sie nicht erfunden.

Sicher wird der eine oder andere mich auch auf die Atomwaffen der Pakistani und der möglichen Atomwaffen der Iraner hinweisen. Die Atomindustrie beider Staaten konnte nur mit Hilfe des christlich-jüdischen Kulturkreises aufgebaut werden. Es ist kein weiter Weg von Atomkraftwerken zu Atomwaffen.

Was ist zu tun? Kann Israel entwaffnet werden? Natürlich nicht im bildlichen Sinn. Aber Europa kann und muß Israel unter Druck setzen. Das Assoziierungsabkommen mit der EU sollte sofort ausgesetzt werden. Jede staatliche Hilfe an den Staat Israel muß sofort gestoppt werden. Es dürfen keine Waffen in den Nahen Osten geliefert werden. Erst wenn Israel seine ABC-Waffen international kontrollieren läßt und Abrüstungsvereinbarungen eingeht, können die Sanktionen aufgehoben werden.

Wir wollen weder mit den Philistern noch mit den Israelis sterben. Wir wollen Frieden mit allen Völkern dieser Erde!!

Den nachfolgenden Text habe ich dem ARGENTINISCHEN TAGEBLATT vom 1. November 2003 entnommen.

Kritik an Israel

Jerusalem (dpa) - In Israel wächst nach scharfer Kritik von Generalstabschef Mosche Jaalon am Vorgehen gegen die Palästinenser der Ruf nach einer Lockerung der Strafmaßnahmen. Mehrere Minister der Regierung von Ariel Scharon schlossen sich am Donnerstag der Forderung nach Entspannungsschritten an, kritisierten aber zugleich den Armeechef für seine politische Erklärung. Jaalon hatte vor einer Katastrophe in den Palästinensergebieten gewarnt und der Regierung vorgehalten, das harte Vorgehen schade den Interessen Israels.

"Ich meine auch, daß wir den generellen Druck auf die Palästinenser zurücknehmen müssen, um Anarchie und Leiden zu vermeiden, auch um internationale Kritik an Israel zu vermeiden, wie wir mit harter Hand mit einer ganzen Bevölkerung umgehen", erklärte Justizminister Joseph Lapid. Beschränkungen für Palästinenser müssten deutlich zurückgenommen werden, zitierte der israelische Rundfunk einen Mitarbeiter des israelischen Außenministers Silwan Schalom.

Jaalon hatte die Politik der Regierung Scharon in dem Palästinensergebiet nach Berichten israelischer Journalisten in einem Hintergrundgespräch kritisiert. Er nannte fehlende Zugeständnisse an die palästinensische Regierung, Reisebeschränkungen während der Erntezeit und den Verlauf der Sperranlage im Westjordanland als Beispiele. Zugleich sei Palästinenserpräsident Jassir Arafat gestärkt worden, indem Israel ihm die Entfernung aus dem Amt angedroht habe, wurde Jaalon weiter zitiert. Die Palästinenser im Westjordanland und im Gazastreifen könnten keine Hoffnung und Erwartungen haben, sagte der Offizier. "Es vermehrt den Hass auf Israel und stärkt die Terrororganisationen", wurde er zitiert.
Die Regierung war um Schadensbegrenzung bemüht. Zunächst hieß es, Scharon fordere eine Entschuldigung oder den Rücktritt Jaalons. Dann hieß es Scharon betrachte die Angelegenheit als beendet.

Zitate

Aus einem Artikel von Marina Achenbach über den israelischen Publizisten Michael Warschawski in FREITAG vom 2. April 2004:

Dem ehemaligen Premier Ehud Barak, möchte Warschawski eine Goldmedaille für Rassismus verleihen. Als er von einer amerikanischen Zeitung gefragt wurde, was Israel für ihn sei, antwortete er: Eine Villa im Herzen des Dschungels. Barak meinte nicht Villenbewohner, die gegen Hüttenbewohner kämpfen. Sie könnten immerhin eines Tages Frieden schließen. Mit einem Dschungel aber geht das nie. Er ist die ewige Bedrohung, und die Antwort ist ein permanenter Präventivkrieg der Villa gegen die muslimische Welt.

Was für eine Villa ist Israel? fragt er. 27 Prozent der Kinder leben unter der Armutsgrenze, das sind Zahlen der Nationalen Versicherungsagentur. Eine Villa mit einem Keller, wo die Hälfte der Bewohner lebt! Das einzige Mal, da Warschawski scharf und laut wird.

........Zum Schluß erreicht ihn aus dem Saal die Frage, was er von der Trauerminute am Anfang des Abends halte, die nur den Opfern der israelischen Politik gegolten hätte. Tumult im Raum: das sei nicht wahr, es ging um die Opfer auf beiden Seiten. Nachdem das irgendwie geklärt ist, fährt der Fragende fort: Ob es stimme, daß sich Warschawski weigere, die Palästinenser zu kritisieren? Den regt die Frage auf: Sie sei keine Überraschung, sagt er ein wenig müde. Diese Frage komme immer. Sie habe nichts mit dem zu tun, was hier gesagt wurde. Sie sei vorher fertig im Kopf. Aber er wolle antworten: Kritisieren dürfe man alles, es sei oft eine Pflicht. Aber der Kontext müsse stimmen. Wenn ein Palästinenser den Terrorismus kritisiert, habe das unendlich viel mehr Bedeutung, als wenn Deutsche oder er als Israeli das tun. Es zähle, wer spricht, wann gesprochen wird und mit wem. "Wenn ich den Mord an Scheich Yassin kritisiere und sofort die Frage höre: Aber was sagst du zum Terror der Hamas, dann antworte ich nichts in dem Augenblick. Denn jetzt spreche ich über Yassin. Über den Terrorismus werde ich morgen sprechen. Jeder Terrorismus, jeder gewaltsame Akt gegen die Zivilbevölkerung - ob von Individuen oder von einer Armee ausgeführt - ist inakzeptabel vom ethischen, vom politischen Standpunkt aus. Als Bürger eines Staates, der Terror permanent als politisches Mittel einsetzt, habe ich 95 Prozent meiner Zeit zu nutzen, den Terrorismus meiner Regierung, meiner Armee, vielleicht meiner Nachbarn, möglicher Weise sogar meiner Kinder zu verurteilen. Und zu fünf Prozent drücke ich meine negative Meinung über den Terrorismus der Palästinenser aus, die Opfer meines Staates sind."

Aus einem Artikel von Marina Achenbach über die Deutsche Julia Deeg, die sich nach einem bewegten Leben einige Zeit im Hauptquartier von Jassir Arafat aufgehalten hat und dann anschließend den Friedensgruppen in Palästina/ Israel geholfen hat, mit den Ambulanzen (Krankenwagen) durch die israelischen MilitärKontrollstellen zu kommen. Der Beitrag wurde in FREITAG vom 9. Juli 2004 abgedruckt:

"Ich gehe auf sie zu, in stockdunkler Nacht, nur der Panzer ist zu sehen, keine Soldaten, die steigen nicht aus. Sie richten in dem Moment ihre Gewehre auf dich. Zuerst reden sie gar nicht. Oft machen sie einen riesenfetten Scheinwerfer an, und du siehst nichts mehr. Das heißt stehen bleiben, dich einmal umdrehen, dich zeigen. Ich rufe dann: Shalom Capt´n, I have to talk with you. Meist kommt als Antwort: Stop or we shut. Ich sage: I cannot hear you from here, we have an ambulance here, we have to go to ... We have to talk with you ... Und gehe langsam weiter auf sie zu. Du lernst irgendwann, die Ausstrahlung wahrzunehmen: Kann ich diese Grenze überschreiten oder nicht? Ich bin schließlich jedes Mal ungehorsam, wenn ich nicht stehen bleibe. Das Gespräch mit Panzern ist abartig. Wenn ich nah dran bin, machen sie die Luke oben auf, daß ich wenigstens ein Gesicht sehe. Aber nicht immer. Oft reden sie von innen, ich höre es nur brabbeln: Come to the door. Ich frage: where is the door? Die haben lauter Klappen, du siehst nur Knarren, die in alle Richtungen zeigen, du gehst um den Panzer rum, die Gewehre gehen mit, sie spielen solche Spiele mit dir. Du hast Angst, aber in deinem Kopf ist auch: Das dauert so lange, da wartet jemand auf ärztliche Hilfe. Aber du mußt das Spiel mitspielen. ›Shalom Capt´n.‹ ›For you Capt´n Jack.‹ ›O.K. Shalom Capt´n Jack. I need to talk with you.‹

"Einmal aber hat mir einer der Soldaten, nachdem sie uns eine Stunde lang auhalten hatten, die Hand gegeben und gesagt: ›Es ist toll, was ihr macht, es ist nicht richtig, was hier passiert‹".

(D.K.) Die Fettdrucke stammen von mir.

 
     
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