Dieter Kersten - September / Oktober 2012    
 

Theater: Max Frisch "Biografie: Ein Spiel"

 
     
 

(D.K.) Ich habe noch kein Theaterstück erlebt, welches eine so komplizierte Aufführungspraxis und gegenläufige Beurteilungen hat wie Biografie: Ein Spiel von Max Frisch. Ich sah das Stück am 22. Mai d.J. in den Kammerspielen des Deutschen Theaters in Berlin.

Max Frisch traut dem Theaterbesucher zu, mit seinem Theaterstück dem Versuch zu folgen, eine vorhandene, bereits gelebte Biografie anders zu gestalten. Max Frisch hat keine Komödie geschrieben. Was ist es sonst? Ein Drama? Eine Tragödie?

"Wo, Herr Kürmann, möchten Sie nochmals anfangen, um Ihre Biografie zu ändern?" Diese Frage des „darstellenden“ Spielleiters auf der Bühne ist sozusagen der Beginn einer Reflexion über eine gescheiterte Ehe, die dem Protagonisten Kürmann gestellt wird, der somit zum Antagonisten seines eigenen Lebens wird. Hannes Kürmann stimmt zu und erlebt, daß es (fast?) unmöglich ist, eigene und fremde Verhaltensmuster von Menschen zu ändern, zumal sie in der Vergangenheit entstanden sind. Die Geschichte endet mit dem Tod auf zwei Handlungs-Ebenen: Kürmann erschießt seine Frau Antoinette, und er, Kürmann, stirbt an Krebs.

Die erste Fassung des Stückes - 1967 - brachte noch über 30 Mitwirkende auf die Bühne, die zweite Fassung - 1984 - benötigte nur 3 bis 6 Schauspieler. Eine interessante Metamorphose eines Theaterstückes. Das Bühnenbild war sehr interessant. Es war auf ein drehbares Podest mit vielen Spiegeln reduziert. Die Requisiten des Spiels lagen sichtbar auf Tischen.

Von der Homepage Deutsches Theater herunterkopiert:
Wer wünscht sich das nicht? Einmal das Leben anhalten, von vorne beginnen und seine Biografie ändern. Der Hauptfigur Hannes Kürmann in Max Frischs Drama 'Biografie: Ein Spiel' wird diese Möglichkeit geboten: Vor allem die erste Begegnung mit seiner Ehefrau Antoinette scheint für Kürmann ein zentraler Moment seiner Biografie zu sein, den er im Nachhinein gerne vermieden hätte. In mehreren Anläufen versucht er zu verhindern, die Frau zu treffen, mit der er die letzten sieben Jahre verbracht hat.

Doch wohin führt Kürmann dieser Versuch? Wie wäre sein Leben ohne Antoinette verlaufen? Kann er sein Leben rückblickend optimieren? Oder bleibt er in gewohnten Verhaltensmustern und Verstrickungen hängen?

Mit Biografie: Ein Spiel wandte sich Frisch von der Parabelform seiner Erfolgsstücke Biedermann und die Brandstifter und Andorra ab und postulierte eine „Dramaturgie der Permutation“. Darin sollte nicht, wie im klassischen Theater, Sinn und Schicksal im Mittelpunkt stehen, sondern die Zufälligkeit von Ereignissen und die Möglichkeit ihrer Variation. Dennoch handelt Biografie: Ein Spiel gerade von der Unmöglichkeit seines Protagonisten, seinen Lebenslauf grundlegend zu verändern. Frisch empfand die Wirkung des Stücks im Nachhinein als zu fatalistisch und die Umsetzung seiner theoretischen Absichten als nicht geglückt. Obwohl das Stück 1968 als unpolitisch und nicht zeitgemäß kritisiert wurde und auch später eine geteilte Rezeption erfuhr, gehört es an deutschsprachigen Bühnen zu den häufiger aufgeführten Stücken Frischs.

Wikipedia über Permutation: Unter einer Permutation (von lateinisch permutare ‚(ver)tauschen‘) versteht man die Veränderung der Anordnung einer Menge durch Vertauschen ihrer Elemente. In der Mathematik ist eine Permutation eine bijektive (ein mathematischer Begriff aus dem Bereich der Mengenlehre) Selbstabbildung einer in der Regel endlichen Menge. Umgangssprachlich findet der Begriff bisweilen auch als Synonym für „Anordnung“ Verwendung.

 
     
  Diesen Artikel als PDF-Datei herunterladen Download  
     
  Alle Artikel liegen als PDF - Datei zum herunterladen vor. Um PDF - Dateien zu lesen, benötigen Sie den "Acrobat Reader". Falls das Programm nicht auf Ihrem PC installiert ist, können Sie es sich hier kostenfrei herunterladen. Hompage_Acrobat