Dieter Kersten - Januar / Februar 2011    
 

Kanonenkugeln gegen Schnarchen
Theater: Johann Strauß: "Die Fledermaus "
Theater: Roland Schimmelpfennig "Peggy Pickit sieht das Gesicht Gottes"
Oper: Georges Bizet: "Carmen"

 
     
 

(D.K.) Den nachfolgenden Text habe ich der Zeitschrift NEUE APOTHEKEN ILLUSTRIERTE vom 15. März 2011 entnommen. Die wiederum geben als Quelle das Schnarch-Museum Alfeld Warnetalstaße 10,  31061 Alfeld/Leine Tel.: 05181829187 an.

Kanonenkugeln gegen Schnarchen
Im Altertum galten Schnarcher als pflichtvergessen und faul. Eine unehrenhafte Auszeichnung in der Zeit von Helden wie Odysseus und Herkules. Besonders auffällig benahm sich der altgriechische Gott Dionysos. Er schnarchte nicht nur, sondern litt nachts unter gefährlichen Atemaussetzern, was die Mediziner heute Schlafapnoe nennen. Der Gott umgab sich mit einer Schar junger Frauen. Sie mußten ihn nachts mit einem Stab schlagen, um ihn zu wecken, wenn er wieder einmal einen seiner Atemstillstände hatte. Der Name »Apnoe« stammt zudem aus dem Griechischen und bedeutet auf Deutsch »Windstille«.

Im Mittelalter besserte sich das Image der Schnarcher. Das Motto der Zeit: Ein reichhaltiges Essen, und es schläft sich gleich doppelt so gut. Schnarchen galt als Zeichen für Lebensfreude und Genuß. Einige Jahrhunderte später sahen dies die Menschen wieder kritischer. »Schnarchen kann sogar den Ausgang eines Krieges beeinflussen«, berichtet Schnarchexperte Rieger. Grund: Mitte des 19. Jahrhunderts befürchteten Offiziere im amerikanischen Bürgerkrieg, daß ein nächtliches Schnarchkonzert die Stellungen der Soldaten verraten könnte.

Sie befahlen ihren »sägenden« Soldaten, sich rücklings Kanonenkugeln auf die Uniformen zu nähen. Diese sollten verhindern, daß sie sich auf den Rücken drehen. Eine Position, die das Schnarchen in der Nacht fördert. Noch heute gibt es Keilkissen und spezielle Westen, die man nachts verwenden soll, um nicht auf dem Rücken zu schlafen.

Skandal im Konzertsaal
Einige Jahre später sorgte Johannes Brahms für einen Skandal. Ob im Kaffeehaus oder bei Abendeinladungen: Der Komponist schlief überall rasch ein und verfiel in lautes Schnarchen. Selbst ein Konzert seines geschätzten Kollegen Gustav Mahler konnte ihn nicht wach halten. Das Orchester wurde jäh von Brahms Geräuschen unterbrochen. Ein Fauxpas, den die Konzertkritikcr in ihren Zeitungen nicht unerwähnt ließen.

Im Jahr 1893 erschien im satirischen Magazin »Münchner Bilderbogen« eine Karikatur, die auf das Problem des Schnarchens hinwies. Damit rückte das Schnarch-Problem erstmals in die Öffentlichkeit; Gespräche über die lästige nächtliche Ruhestörung wurden gesellschaftsfähig. Gleichzeitig gab es einen regelrechten Boom verschiedenster Erfindungen. Es kamen verschiedene Mund- und Kinnbinden, Nasenklammern und Mundspangen auf den Markt, um nachts für Ruhe zu sorgen.

Besonders kurios: die Ohrenkerze. Sie soll ins Ohr gesteckt und angezündet werden. Eine der wenigen Vorrichtungen, die wirklich helfen. Wer schläft schon mit einer brennenden Kerze im Ohr? Und wer nicht schläft, der schnarcht auch nicht.

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(D.K.) Die traditionelle Staatsoper Berlin ist während der Renovierarbeiten im Stammhaus Unter den Linden  in Berlin-Mitte in das Schiller-Theater in der Bismarckstraße in Berlin-Charlottenburg umgezogen. Das Gebäude des Schiller-Theaters steht an der Stelle des im 2. Weltkrieg zerstörten Vorgängerbaus. Die Architekten des Neubaus waren Heinz Völker und Rolf Grosse. Zur Eröffnung am 6. September 1951 wurde Schillers Wilhelm Tell gezeigt. 1993 wurde das Schiller-Theater auf Beschluß des Senats von Berlin infolge der finanziellen Notlage Berlins geschlossen und alle fest engagierten Mitarbeiter und Künstler (darunter Bernhard Minetti, Erich Schellow und Sabine Sinjen) entlassen. Seit 2010 wird es nun von der Staatsoper Berlin bespielt.
Ich sah und hörte am Mittwoch den 12. Januar die Operette Die Fledermaus von Johann Strauß dem Jüngeren.

Johann Strauß
Johann Strauß Sohn

Ich finde es sehr erfreulich, wenn sich Opernhäuser der so genannten „leichten Muse“ annehmen, zumal es nur noch wenige Häuser gibt, die so ein imposantes Werk wie Die Fledermaus auf die Bühne bringen können. Alles, was zu einem Musiktheater gehört, ist bei einer solchen Aufführung gefordert.
Die Fledermaus ist in Wien während des Gründerkrachs (1873) entstanden. Das war schon damals eine fulminante Wirtschaftskrise, die  über Europa hinaus wirksam war. Die Fledermaus wurde von vielen als ein „Tanz auf dem Vulkan“ gesehen. In der Wiener Walzer-Seligkeit wollte das Publikum die Kümmernisse das Alltags vergessen. Der Privatier Gabriel von Eisenstein, eine der Hauptfiguren in der Operette, gilt als Prototyp eines Spekulanten. Er wird der Lächerlichkeit preisgegeben.

Die Operette besteht aus 3 Akten. Wenn ich die Qualität der modernen Inszenierung klassifizieren will, dann muß ich leider den 1. Akt  als langweilig bzw. als gesellschaftskritisch nicht besonders zielgerecht bezeichnen. Besser sind vielleicht die Worte, der 1. Akt hat keinen „Biß“, also die wenigsten Punkte. Der 3. Akt ist, gemessen an dem gesellschaftspolitischen Gerede im Programmheft nahezu albern, aber wenigstens das. Der 2. Akt erfüllt alle Ansprüche, die man an eine Operette stellen kann. Auf dem Ball des Prinzen Orlofski wird die aktuelle Berliner Ball- bzw. Tanzszene reproduziert, spannend anzusehen in all ihrer Farbigkeit. Die Singstimmen waren ausgezeichnet, außer die des Prinzen Orlofski, Mezzosopran, den ich schlecht verstanden habe.

Die Uraufführung der Operette fand am 5. April 1874 im Theater an der Wien in Wien, die deutsche Erstaufführung am 8. Juli 1874 im Friedrich-Wilhelmstädtischen Theater in Berlin statt. Die Premiere der Neuinszenierung an der Staatsoper Berlin war am 21. November 2009.

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(D.K.) Am Montag, den 14. Februar sah ich im Deutschen Theater in der Schumannstraße das Theaterstück Peggy Pickit sieht das Gesicht Gottes von Roland Schimmelpfennig.Schimmelpfennigistein zeitgenössischer Stückeschreiber.Die deutschsprachige Erstaufführung fand am 19. November 2010 im Deutschen Theater statt.

Es ist ein Vier-Personen-Stück, zwei Pärchen, 1 Ärztin, 1 Krankenschwester und 2 Ärzte, die sich nach gemeinsamen Studium und sechs Jahren räumlicher Trennung das erste Mal wieder sahen. Das eine Pärchen war in Afrika, „um zu helfen“, das andere Paar „gut Geld verdienend“ in Deutschland.
Komischerweise fiel mir folgende Begebenheit ein: vor ca. 20 Jahren schickte die Evangelische Kirchen-Gemeinde Berlin - Dahlem eine Kindergärtnerin nach Südafrika, mit der Bemerkung, die schwarzen Mütter müssen endlich „Erziehung“ lernen. „Am deutschen Wesen soll die Welt genesen“ ist nicht nur ein rechter Slogan, der Inhalt dieses Slogans ist auch bei den Linken gang und gäbe.

Solche Gedanken hatte ich, als ich Peggy Pickit sieht das Gesicht Gottes sah, mit seinen hochinteressanten Geschichtchen, wer mit wem ins Bett gegangen war.

Natürlich dürfen Kinder nicht fehlen, auch wenn sie selber nicht auftreten. Sie werden ja auch meistens im Bett gezeugt. Peggy Pickit, eine blonde, Barbie-ähnliche Puppe soll ein Geschenk für die afrikanische Pflegetochter der Freunde sein - eine afrikanische Holzstelenpuppe ein Geschenk für die leibliche Tochter der Gastgeber in Deutschland.

Gibt es da noch „einen Witz“ in der Geschichte? Ja, natürlich, die „schwarze“ Pflegetochter: Die deutschen Adoptiv-Eltern haben sie im „Camp“ zurückgelassen und sie ist inzwischen an der Pharma-Krankheit „AIDS“ zugrunde gegangen.

Was das Gesicht Gottes damit zu tun hat?? Ein Geheimnis?! Haben wir nicht alle, ob wir wollen oder nicht, das Gesicht Gottes!! Verraten wir dieses Gesicht Gottes nicht Tag für Tag?

Die schlechten Internet-Rezensionen bestätigen mich in meinem, vielleicht ein wenig spöttischen, Urteil. Die 80 Minuten Bühne haben gereicht. Das Deutsche Theater war gut besucht. Der Applaus war erstaunlich kritiklos.

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(D.K.) Georges Bizet, nur 36 Jahre alt geworden, scheint einer der fähigsten Komponisten und Pianisten seiner Zeit gewesen zu sein. Bizet lebte von 1838-1875 in Paris und ist u.a. der Komponist der Opera comique in vier Akten Carmen. Bizet war trotz seines kurzen Lebens mit vielen, auch heute noch bekannten, künstlerischen Zeitgenossen befreundet.

Ich sah und hörte die Oper am 19. April 2011 in der DEUTSCHEN OPER BERLIN, in der „Charlottenburger Oper“. Die Uraufführung fand am 3. März 1875 in der Opéra-Comique in Paris statt. Bizet war bereits tot. Die Oper „fiel durch“, weil die Moral und die deutliche Emanzipation der Zigeunerin Carmen dem bürgerlichen Publikum nicht paßte. Erst die intellektuellen Freunde Bizets erzeugten eine positive Öffentlichkeit und eine Akzeptanz bei dem Publikum, wodurch die Oper, so wird berichtet, bis heute eine der meist gespielten Stücke wurde.

Georges Bizet
Georges Bizet

Carmen gehört zu einer Gruppe von Zigarettenarbeiterinnen, Schmugglerinnen und Schmuggler, die von Soldaten bewacht werden. Carmen ist eine widerständige Frau, die sowohl ihre Kolleginnen wie auch die Soldaten aufmischt.

Das Libretto für Carmen schrieben Henri Meilhac und Ludovic Halévy nach der gleichnamigen Novelle von Prosper Mérimée.

Die jetzige Inszenierung der Oper war eine Produktion von Peter Beauvais und hatte ihre Premiere am 11. Mai 1979 (96 Aufführungen), wurde von Søren Schuhmacher überarbeitet und hatte so ihre erneute Premiere am 8. März 2009 (23 Aufführungen). Das nahezu klassische Bühnenbild und die Kostüme stammen von Pierluigi Samaritani. Es war eine klassische und eine klasse Aufführung, flott, ohne Firlefanz, mit herrlichen Stimmen, mit den guten Chören der Erwachsenen und der Kinder an diesem Hause, so wie ich mir so manche Aufführung in den Berliner Opernhäusern wünsche.

Das Haus war ausverkauft, das Publikum international, der Applaus war groß.

 
     
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