Dieter Kersten - November / Dezember 2010    
 

Theater: Roland Schimmelpfennig: "Idomeneus"
Theater: Stephen King: "Misery"
Theater: Tennessee Williams: "Die Glasmenagerie"

 
     
 

(D.K.) Idomeneus, König von Kreta, Enkel des Minos, siegreicher Kriegsteilnehmer und Held des homerischen Krieges um Troja, segelte mit seinen 80 Schiffen heim. Er gerät in einen Sturm, der 79 der 80 Schiffe mit „Mann und Maus“ vor der Küste Kretas kentern läßt. In seiner Angst, ebenfalls sein Leben zu verlieren, verspricht Idomeneus dem Gott Poseidon das Leben des ersten Menschen, dem er bei der Landung auf Kreta begegnet. Es ist sein eigener Sohn Idamantes, der zehn Jahre auf ihn gewartet hat.

Diese sagenhafte Geschichte verarbeitet Roland Schimmelpfennig in seinem Theaterstück Idomeneus. Elf Schauspieler in normaler Straßenkleidung agieren vor einem weißen Vorhang (oder Sperrholz?) mit bemerkenswerter Disziplin und Enthusiasmus. Sie spielen den Sturm und die Angst der Menschen, sie spielen die Ankunft des übrig gebliebenen, beschädigten Schiffes, die Begegnung mit Idamantes, seine Begnadigung durch Poseidon. Sein Vater Idomeneus. hatte dem bei seiner Abfahrt trauenden zehnjährigen (?) Knaben versprochen, wieder heim zu kehren. Er konnte ihn nicht töten. Alles geschieht ohne Kulissen, nur durch Worte und körperliche Bewegung, mit einen Akkordeon und einer Mundharmonika als Requisiten.

Ich sah das Theaterstück  am Sonnabend, den 19. Juni im DEUTSCHEN THEATER zu Berlin. Die Aufführung dauerte eine gute Stunde. Sie war gut besucht.  Die Premiere des Stückes am DEUTSCHEN THEATER fand am 28. April 2009 statt.

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(D.K.) Das KLEINE THEATER am Südwestkorso in Berlin-Friedenau hat einen Thriller im Programm. Das Theaterstück heißt Misery, nach  dem gleichnamigen Titel der Verfilmung des Romans Sie von Stephen King. Die Theaterfassung stammt von  Simon Moore.

Das KLEINE THEATER hat 99 Plätze, eine Bar und eine kleine Bühne. Misery ist ein Zwei-Personen-Stück. Das macht es möglich, mit Requisiten etwas großzügiger zu sein: ein Krankenbett, später noch ein Rollstuhl, einen Ausblick auf ein Bad wie auch auf einen kleinen Sekretär mit nicht funktionierendem Telefon und die Andeutung einer Treppe nach oben.

Das Stück beginnt mit der Preisverleihung an den bekannten Schriftsteller Pal Shaldon, der  mit seinen Büchern, in denen eine Frau namens Misery die Hauptrolle spielt, bei seinen Leserinnen besonders beliebt ist. Pal Shaldon erleidet auf der Rückreise nach Hause von dieser Preisverleihung im tiefen Winter einen Verkehrsunfall in einsamer Gegend irgendwo in den USA und wird von Annie Wilkes, einer Krankenschwester, aufgefunden und „gerettet“. Diese Krankenschwester, eine Psychopatin, ist eine begeisterte Leserin der Bücher von Shaldon. Sie zwingt den Autor weiter zu schreiben .... bis  zum bitteren Ende  .... ein spannendes Stück, welches Sie sich, liebe Leserin, lieber Leser, selber ansehen sollten.

Ich sah das fast zweistündige Theaterstück am Sonnabend, den 22. Mai, einen Tag nach der Premiere.

Den beiden Schauspielern Agnes Hilpert und Eckhard Müller gelingt es, den Spannungsbogen bis zur letzten Sekunde aufrecht zu erhalten. Ich hatte nicht das Gefühl, zu lange im Theater zu sitzen.

Über den fiktiven und „bekannten Schriftsteller Pal Shaldon“ finden Sie übrigens Einiges im Internet.

Wenn ich mich nicht irre, waren 97 der 99 Plätze besetzt. Bravo für das KLEINE THEATER am Südwestkorso - und weiter so! Es gibt selten ein Theaterstück, welches einen so zustimmenden Beifall hat, wie Misery.

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(D.K.) Am 28. September sah ich im Maxim-Gorki-Theater das Stück Die Glasmenagerie von Tennessee Williams.

Die Wikipedia-Seite im Internet über Die Glasmenagerie wird mit folgenden Sätzen eingeleitet: Die Glasmenagerie (Originaltitel: The Glass Menagerie) ist ein Theaterstück des von 1911 bis 1983 lebenden us-amerikanischen Autors Tennessee Williams. Das im Untertitel als Ein Spiel der Erinnerungen bezeichnete Familiendrama wurde am 26. Dezember 1944 in Chicago am Civic Theater uraufgeführt. Die deutschsprachige Erstaufführung fand am 17. November 1946 am Basler Stadttheater statt. In Hollywood wurde das Skript für Die Glasmenagerie  zunächst abgelehnt, bevor es auf der Bühne den künstlerischen Durchbruch Williams' bedeutete. Wie viele seiner Werke weist auch dieses Theaterstück starke biografische Züge auf und ist von großer Symbolhaftigkeit geprägt.

Wenn Sie im Internet Glasmenagerie eintippen, dann  erhalten Sie 61.900 Ergebnisse. Die Menge erschlägt mich. Damit wird eine Bedeutungsträchtigkeit des Stückes zelebriert, die nach meinem, vielleicht fehlerhaften, (Vor-) Urteil, schon in den USA bei der Premiere nicht angebracht gewesen war. Der in diesem Theaterstück bemühte „amerikanische Traum“ war und ist von Anfang an eine nicht zulässige Mystifizierung us-amerikanischen Zusammenlebens (Staatsgründung). Die Bedeutungsträchtigkeit des Stückes besteht in der Entlarvung des „amerikanischen Traumes“; Die Glasmenagerie erzeugt nur noch Glasscherben, die bekanntlich schwer aufzufegen sind.

Auf der Web-Seite des Maxim-Gorki-Theaters finden Sie folgende Inhaltsangabe: Amanda Wingfield lebt mit ihren zwei erwachsenen Kindern in einer kleinen Wohnung in St. Louis. Amanda, frühzeitig von ihrem Ehemann verlassen, flüchtet sich ebenso in eine Traumwelt wie ihre beiden Kinder. Tom entflieht seinem trostlosen Dasein in die illusionäre Wirklichkeit des Kinos und träumt davon, Dichter zu werden. Lauras Lebensinhalt besteht darin, zerbrechliche Glastierchen zu sammeln. Mit Jim O'Connor tritt die Realität ins Leben der Familie. O'Connor, von der Mutter als Heiratskandidat für die Tochter betrachtet, ist bereits anderweitig gebunden und zerbricht nicht nur eines von Lauras Glastierchen.

Die Premiere im Maxim-Gorki-Theater Berlin fand  am 13. März 2010 statt. Die Vorstellung dauert zwei Stunden, 10 Minuten, ohne Pause. Das Spiel der vier Darsteller ist beachtenswert gut, wenn auch, was ich leider öfter kritisieren muß, etwas mehr auf die Artikulation der Sprache geachtet werden muß. Dem Programm lag eine CD mit „Lieder für Laura und Tom“, Musik, Text, Produktion, Gesang von Maike Rosa Vogel bei. Das ist eine erfreuliche Ergänzung der gesprochenen Texte.

Die Regie führte Milan Peschel. Das Theater war gut besucht.

 
     
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