Dieter Kersten - Juli / August 2006    

Theater: Lutz Hübner "Bankenstück: Das Geld, die Stadt und die Wut"

 
     
 

Am 23. Mai sah ich  im Maxim-Gorki-Theater das Stück > Bankenstück: Das Geld, die Stadt und die Wut < von Lutz Hübner. In dem „Internet-Lexikon“ Wikipedia wird Lutz Hübner u.a. mit folgenden Worten vorgestellt: >  Seit 1996 ist er freiberuflicher Schriftsteller und Regisseur in Berlin, wo er mit Frau und Kind lebt. Er schrieb seitdem etliche Stücke, meist mehrere im selben Jahr, die ihn laut Statistik des Deutschen Bühnenvereins schon in der Spielzeit 1999/2000 zum meistgespielten Dramatiker der Gegenwart auf deutschen Bühnen machten, in der Anzahl der Aufführungen nur noch von Shakespeare und Goethe übertroffen. In der Spielzeit 2001/2002 fanden 751 Aufführungen seiner Werke statt. Bekannt wurde er anfangs vornehmlich für seine sich an ein jugendliches Publikum richtenden Stücke. Bald nahm er sich aber auch anderer Themen an, wie z.B. des Berliner Bankenskandals im Bankenstück von 2004. <

Wir sollten nicht die Menge der Aufführungen mit Qualität verwechseln. Aber wir sind schon mitten im Thema:. „Berliner Bankenskandal“ und Bankenstück. Eine Gruppe skrupelloser Bankmanager hat in den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts durch Immobilien-Spekulationen die Bankgesellschaft Berlin, die mehrheitlich dem Land Berlin gehört (den Bürgern dieser Stadt) fast in den Konkurs getrieben.  Um den Konkurs abzuwenden, hat die Regierung (Senat von Berlin) nicht nur Geld direkt „zugeschossen“, sondern auch noch Bürgschaften übernommen, alles zu finanziellen Lasten der Bürger dieser Stadt.  Bisher sind die damalig verantwortlichen Manager der Bankgesellschaft vor Gericht noch verhältnismäßig glimpflich davongekommen. Wir Berliner haben den Eindruck, daß hier ein „Pelz gewaschen wird, ohne ihn naß zu machen“.

Immobilien-Spekulationen  waren und sind nicht nur eine Domäne Berliner Banker; sie sind weit verbreitet, wie es z.B. die Affäre um einen Immobilienfonds der Deutschen Bank zeigt. In der krankhaften Euphorie der 90er Jahre  meinten viele Leute, „schnelles Geld machen“ zu können, um „reich“ zu werden. Ich sehe noch heute - bildlich - einen Freund, der Banker war, vor mir, wie er mich mit einer raumsuchenden Handbewegung davon überzeugen wollte, an diesen Spekulationen teilzunehmen. Er stutzte zwar bei meiner Frage, ob er auch bereit wäre, eine „unendliche“ Mieterhöhung hinzunehmen, empfand aber diese Frage als sehr unzulässig.

Grundstückspekulationen, die „Privatisierung von Gewinnen“ und die „Sozialisierung von Verlusten“, sind Inhalt des Theaterstückes Bankenstück. Die Handlung: Die Berliner Bevölkerung wehrt sich gegen materielle Inanspruchnahme für die Bankverluste durch eine politische Klasse, die völlig versagt hat. Es kommt zu einem Aufstand. Senat und Bundesregierung gehen in  das Bonner Exil; der geschundene Bürger ergreift die Macht. Dem Stückeschreiber Hübner fällt dabei nur Klassenkampf im Stil des gottseidank verflossenen, ehemals real existierenden Sozialismus, ein. Es gibt in diesem Stück keine einzige neue Idee, wie Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft organisiert werden könnten, um die Ausbeutung vieler durch wenige zu durchbrechen und Gerechtigkeit herzustellen. Es kommt dann so, wie es sich Hübner wohl gerne vorstellt: am Schluß des Stückes erobert die von der Bonner Exil-Regierung zur Hilfe gerufene US-Armee das unbotmäßige Berlin zurück und bringt die Bush- und Guantanamo- Freiheit. Das Schreckliche an diesem Theater-Mißgriff ist, daß der aufständische Bürger, dargestellt als eine hilflose Masse Mensch, und die Mehrzahl der Bürger als Zuschauer, hörbar aufatmen, als der Ami in Uniform und mit Waffenattrappe auf der Bühne erscheint. Sollte der Autor das witzig gemeint haben, suche ich noch heute nach dem Witz.

Erfreulich ist diesmal das Programmheft, dem ich  den  auf Seite ...... wiedergegebenen Text entnommen habe. Auch wenn in Argentinien unter Umständen auch wieder „Ruhe“ eingekehrt sein sollte: die Erfahrungen, daß Demokratie auch ganz anders funktionieren kann, ist gemacht worden und wird nicht nur als Mythos in der real vorhandenen Gesellschaft wirken. Diese politischen Nachbarschaften in Argentinien sind ein weltpolitischer Lichtblick. Mich wundert nur, daß im eigentlichen Heimatland Silvio Gesells seine Vorstellungen von der Neuordnung des Sozialen und des Wirtschaftens nicht in die öffentliche Diskussion aufgenommen wird. Auch bei den argentinischen  politischen  Nachbarschaften scheint der Klassenkampf eine große Rolle zu spielen.

Wir in Deutschland sollten uns auf unsere Ideenschmieden besinnen. Es bleibt mir nichts anderes übrig, auf die in der beiliegenden Bestelliste angebotene Mahraun-Literatur hinzuweisen. .Außerdem biete ich Literatur zu sozialen und wirtschaftlichen Lösungsmöglichkeiten an,  nicht nur in der beiliegenden Bestelliste, sondern auch auf meiner Webseite www.neuepolitik.com: Silvio Gesell, Alexander Caspar, Rudolf Steiner,  Helmut Creutz und vieles mehr.

 
     
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