Dieter Kersten - August 2003    
Musical: Goggin "Non(n)sens"
Theater: "Der grüne Aschenbecher, ein Kriminaltango in zwölf Delikten."
 
     
 

Über das Boulevard-Theater habe ich mich schon mehrmals geäußert, negativ wie positiv. Ich habe leider nicht die Fähigkeit, einen entblößenden Spott zu benutzen, den ich oft, wenn ich ihn woanders lese oder höre, gut finde - soweit er nicht mich selbst betrifft.
Am 2. März sah und hörte ich in der TRIBÜNE das Musical von Dan Goggin, Non(n)sens. Es ist, um das Wortspiel zu benutzen nonsens, nicht die Zeit wert, welche frau oder mann vergnüngungs-, erlebnis-oder auch bildungs-hungrig im Theater verbringen will.
Zufällig lag am 1. März die Tageszeitung BERLINER MORGENPOST vor der Tür und zufällig gab es in dieser Zeitung einen Bericht über das Stück, welches am 27. Februar Berliner Premiere hatte. Zur Kritik fehlte dem Berichterstatter offensichtlich der Stoff. Mir fehlt er auch.
Das Stück um vier lebende und 52 tote Nonnen soll zehn Jahre am Broadway gespielt worden sein und ist 1986 mit dem Outer Critics Circle Award ausgezeichnet worden.
Ich bin total geplättet, wie der Berliner sagt, wenn ihm die Worte fehlen. Da muß von zwei unterschiedlichen Stücken die Rede sein.
Wenn etwas positiv zu berichten ist, und dabei will ich es belassen, dann ist es die Tatsache, daß die vier Frauen, die die vier lebenden Nonnen spielen, ihr gesamtes Repertoire, welches sie sich in der Schauspielschule und durch ihre Berufserfahrung erarbeitet haben, phantasie- und talentvoll eingesetzt haben - aber sonst? Nonsens!
Doch noch etwas: die Schauspielerinnen können gut singen, sowohl von der Technik als auch von der Stimme her. Auch wenn die Handlung nonsens ist. Bruder Edward, der Ordensorganist greift in die Tasten eines elektrischen Miniklaviers (Entschuldigung, ich kenne mich da nicht aus) und spielt eine nach meinen Begriffen phantasiearme Musik, nonsens und laut.
Die Plätze waren an diesem Abend zu zweidritteln besetzt. Einige verließen in der Pause das Theater. Wahrscheinlich hatten sie besseres vor.

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kleines theater am Südwestkorso - hat zwar eine www.kleines-theater.de, also eine Webseite, aber keine Geschichte. Jedenfalls ist die Geschichte dort nicht zu finden und auch nicht woanders. Vielleicht hält sich die Geschichte verborgen, sozusagen > kriminalistisch <, dennoch, ich halte das für einen Mangel bzw. einen Fehler. Das Theater mit exakt 93 Sitzen gehört im weiteren Sinn zu meinem Kiez, und da möchte ich natürlich mehr wissen, als nur davor stehen und darin sitzen
- die Goldbecks Musikalisches Kabarett- haben auch eine Webseite - www.die- goldbecks.de - in der sie sich eher schlecht als recht als Theatergruppe anbieten, leider auch nichtssagend, in Farbe zwar, aber farblos.
Diese Theatergruppe spielte und sang am 14. Juni im Kleinen Theater das Stück Der grüne Aschenbecher, ein Kriminaltango in zwölf Delikten. Drei Schauspieler, das Ehepaar Goldbeck-Löwe und Hanno Siepmann singen, sprechen, spielen Klavier, Violine und Gitarre und eine inhaltslose Szenenfolge, die langweilt und die mangelnde Beinfreiheit der eng gestellten Sitzreihen richtig spürbar macht. Mit den geschilderten Werkzeugen werden Kriminalfälle aus der "guten alten Zeit?" zwischen 1918 und 1933, die keiner mehr kennt, szenisch "gelöst", ohne jeden Pep und Zeitbezug.
Da bleibt uns nur die gute Nachricht, daß es in diesem Theater die letzte Aufführung dieses Stückes war und daß der gute Besuch darauf zurückzuführen sein könnte. Die schlechte Nachricht ist, daß die Menschen bei den dümmsten Pointen lachen und einem selbst das Lachen über das Publikum im Halse stecken bleibt.


 
     
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