Dieter Kersten - Mai 1998    
Oper: Puccini "Tosca"  
     
  Im Juni 1997 berichtete ich an dieser Stelle über die Aufführung von Tosca von Giacomo Puccini in Berlin - Charlottenburg. Ich habe mich damals ausführlich mit Puccini und den Inhalt dieser Oper befaüt, so daü ich mir eine Wiederholung ersparen kann. Diesmal nämlich sah ich am 25. Februar 1998 das Stück in Dresden, und zwar in der berühmten Semper-Oper. Es war die 8. Vorstellung seit der Premiere der Neuinszenierung am 8. Oktober 1993. Die musikalische Leitung hatte Marc Albrecht, die Inszenierung besorgte Ruth Berghaus, für Bühnenbild und Kostüme war Peter Schubert zuständig, die Choreinstudierung nahm Christoph Heinig vor. Um es gleich vorweg zu nehmen: die Inszenierung war enttäuschend. Es begann mit sehr lauter Musik. Nach dem 1. Akt muü es jemand dem Dirigenten gesagt haben; jedenfalls wurde der Ton etwas dezenter. Ich kann mich nicht erinnern, daü Puccini im 1. Akt Stakkato- Musik vorgesehen hat. Ich denke, Herr Albrecht hatte die falsche Partitur oder er hatte nicht die Herrschaft über seine Musiker. Weshalb die Sängerinnen und Sänger, die stimmlich alle sehr gut waren, schauspielerisch so unsinnige Bewegungen machen muüten, war mir zutiefst unklar. Und das Bühnenbild: meine Güte, wie kann man nur bei einer in sich so stimmigen, dramatischen Oper einen Guckkasten einführen, der noch schlechter aussieht als die Beton - Bus - Wartehäuschen in der Ex-DDR. Da wundert es dann auch nicht, daü das Bild der unbekannten Schönen, an dem der Maler Mario Cavaradossi, einer der Hauptpersonen in diesem Stück, malt, elektronisch aufgemotzt als eine Art "Auge Gottes" dargestellt wird, was ich als sehr abwegig empfand
Die Semper-Oper: Sie trägt heute noch, obwohl zweimal neu erbaut, den Namen des Architekten und Professors für Bau- kunst der Dresdner Kunstakademie Gottfried Semper. Das ursprüngliche Haus wurde am 13. April 1841 als königliches Hoftheater mit Webers Jubel-Overtüre und Goethes Schauspiel "Torquato Tasso" eröffnet. Am 21. September 1869 verglühte der Prachtbau infolge von Unachtsamkeiten bei Reparaturarbeiten. Der nach der bürgerlicen Revolution von 1848 geflüchtete Demokrat Semper wurde zurückgerufen und es entstand mit aktiver Beteiligung seines Sohnes Manfred ein neuer Bau nach neuen Plänen, der am 2. Februar 1878 mit Goethes "Iphigenie" eingeweiht wurde. Am 13. Februar 1945 wurde das Haus durch den Bombenangriff erneut zerstört. In den folgenden Jahren wurde mit unterschiedlicher Intensität an dem Wiederaufbau gearbeitet. Was die prachtvolle innere Ausstattung betrifft, konnte der ursprüngliche Zustand nicht mehr hundertprozentig wiederhergestellt werden, da fast alles zerstört war. Trotzdem bleibt der ursprünglich von Semper gewählte Stil der italienischen Hochrenaissance erhalten. Ich empfinde die Inneneinrichtung als sehr kühl. Die neue Semperoper (ich habe mich überzeugt: Eigenname des Architekten und Institution werden neuerdings tatsächlich zusammengeschrieben) wurde 1985 mit "Der Freischütz" von Carl Maria von Weber eröffnet.
 
     
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