Dieter Kersten - Juli / August 2012    
Editorial    
     
 

es ist äußerst selten, daß ich Frau Merkel zustimme: keine Eurobonds !!!! Es kommt gar nicht in Frage, daß die Bundesrepublik Deutschland auf diese schräge Art und Weise  die Schulden der Partnerländer in der EU bezahlt. Es könnte, wenn überhaupt, nur auf der Grundlage präziser Verträge mit den einzelnen Staaten passieren, daß wir, die Deutschen, um des lieben Friedens willen, fremde Schulden bezahlen.. Das Gerede, die Deutschen würden ihren Wirtschaftsboom nur auf Kosten ihrer Partner in den europäische Vertragsstaaten erreichen, ist ein ziemlich fragwürdiges Gerede. Es provoziert bei mir die Frage: weshalb sind die anderen Völker nicht so fleißig? Die untereinander vernetzten Gewerkschaften z.B. würden doch Hallo schreien, wie auch andere gesellschaftliche Zusammenschlüsse in Europa, wenn wir Deutsche über Gebühr und auf Kosten unserer Partner wirtschaftlichen Erfolg hätten. Oder sind die Gewerkschaften Papier-Tiger? Wer ist an dieser systematischen Brunnenvergiftung verantwortlich? Sind es die immer noch kursierenden antideutschen Hetzkampagnen? Die jetzt in Deutschland lebenden Generationen sind nicht für die Geschichte in den den ersten fünfzig Jahren des vorigen Jahrhunderts verantwortlich. Der immer noch weltweit grassierende Links- und Rechtsfaschismus (Menschenverachtung) hat seine Wurzeln in gesellschaftspolitischen Bewegungen in den USA, in Rußland. und in China.

Inzwischen, ich schreibe diesen Absatz am 30. Juni, sind wieder Verhandlungen in Brüssel gewesen. Und wie es in unserer politischen Welt so ist, Frau Merkel ist teil-umgefallen. Die maroden Staaten können auf Geldfonds ohne zusätzliche Verhandlungen zurückgreifen, mit bestimmten Regeln, versteht sich. Diese Regeln sind für das Publikum. Regeln gab es auch vorher schon für Griechenland. Wenn es keine Kontrolle und keine Sanktionen gibt, helfen die besten Regelungen nicht.

Auffallend ist auch, daß die EU den Banken auf keinen Fall „an den Kragen“ geht. Auf der Geisterbahnfahrt der europäischen Regierungen wird in letzter Zeit, wenn es gegenüber der Öffentlichkeit notwendig ist, das Gespenst einer Börsen-(Spekulations-) Steuer aus den Sack gelassen. Es wäre gut, wenn in den EU-Staaten der Spitzensteuersatz für Einkommen bei 50 % liegen würde.
Ich bin für ein Trennbanken-System. Die Banken, die Guthaben/Sparkonten und normale Girokonten verwalten, müssen von den Investitionsbanken, die an der Börse mit eigenem und fremden Geld spekulieren und die das Know-how für Investitionen haben, getrennt werden.

Ich habe spontan auf  Seite 7 den Beitrag, Wie sich Mappus von einem Banker einspannen ließ, veröffentlicht und dafür den Kulturspiegel und zwei Leserbriefe für diese Ausgabe gestrichen. Ich bekomme jede Woche irgendeine Mail mit irgendeiner Weltverschwörungsidee, nein, nicht Idee, sondern einer Weltverschwörungs-Behauptung. Wie „schön“ ist es dann, wenn ich unheimlich effektiv aus der bundesrepublikanischen Realität diese korrupte Politikerwelt darstellen kann. So ist es: die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger ackert sich Tag für Tag ab, versucht, Frieden zu halten, unter Umständen loben die meisten noch Gott und die Politiker, und dann sind wir alle mit einem Mal von Gangstern umgeben. Ich bin auch schon Menschen begegnet, die zugeben, daß sie sich über Geld, nicht dem verdienten, sondern dem erhaltenen Geld, oftmals erlogenen Geld   definieren. Ich neige dazu, so etwas als Ulk abzutun - aber der Betrug ist Realität. Wollen wir mal abwarten, was auf uns aus Baden-Württemberg zukommt. Nichts? Möglicherweise! Es wird mir immer wieder gesagt, die Republik ist voller Korruption, mehr, als der normale Bürger vermutet.

Die nächste Baustelle von Betrug, Korruption, Schlamperei und Inkompetenz scheint mir der Willy-Brandt-Flughafen bei Berlin zu sein. Scheint? Wieder neige ich dazu, mich zurückzunehmen und lieber auf „Nummer sicher“ zu argumentieren. Aber was passiert? Dieses Monstrum und seine Lage, welches ich persönlich in dieser Form ohnehin für nicht nötig hielt (ich hatte vor Jahren Sperenberg empfohlen) soll jetzt 4,7 Milliarden Euro kosten, nach zweimaliger Verschiebung des Eröffnungstermins. Quelle: DER TAGESSPIEGEL online.

Da sind wir von 5 Milliarden nicht sehr weit entfernt!

Nicht unerwähnt will ich lassen, daß Herr Wowereit, seines Zeichens Regierender Bürgermeister von Berlin, (Ministerpräsident) besonders auf die erfolgreichen Bürger schimpft, die vor dem  Oberver- waltungsgericht einen verbesserten Schallschutz durchgesetzt haben. Bürgerrecht geht vor Politiker-Geschwafel (oder Bestechung?). Es muß doch mal endlich klar sein, daß solche Leute und ihre Parteien nicht wählbar sind.

Sperenberg  hatte in den 1990er Jahren den Wettbewerb um den Standort des Willy-Brandt-Flughafens gewonnen. Trotzdem wurde der Zuschlag Schönefeld erteilt. Jetzt höre ich,  daß die damalige Bundesregierung Kohl Sperenberg abgelehnt hat, weil sich dort ein Flughafen besser und effektiver hätte bauen lassen, mit einigen Optionen für Erweiterungen. Die Regierung Kohl wollte keine  zu starke Konkurrenz für die Flughäfen der Alt-BRD.

Jetzt wird festgestellt, daß der im Bau befindliche Willy-Brandt-Flughafen auf der einen Seite über-technisiert ist, so daß sich die Installationen von Leitungen und Schaltsystemen gegenseitig im Wege sind, und daß der Flughafen auf der anderen Seite zu klein dimensioniert ist. Ein Desaster sondergleichen.

Eine Freundin machte mich, den Fernseh-Muffel, auf Felix Finkbeiner aufmerksame, einen inzwischen 14-jährigen Jungen, der mit neun Jahren die Umweltschutzorganisation „Plant-for-the-Planet“ (www.plant-for-the-planet.org) gegründet hat. Felix kommt aus dem Lateinischen (felix, felicis) und bedeutet „vom Glück begünstigt“, „glücklich“, „erfolgreich“ oder „der Glückliche“. Auf den Videos http://www.youtube.com/watch?v=34ig2apY-d0 können Sie unter dem Motto Ich lebe länger als Du einen sehr aufgeschlossenen, nachdenklichen Jungen sehen, der erreichen will, daß seine Altersgenossinnen und - genossen überall auf dieser Erde Bäume pflanzen. „Es bringt mich auf die Palme, wenn den Erwachsenen Geld, Macht und Bequemlichkeit wichtiger sind als die Zukunft ihrer Kinder“ ist eine Äußerung von ihm, die im Internet wiedergegeben ist. In einer Video-Szene bat er vergeblich vermögende Leute, ein Promille ihres Jahreseinkommens zu Spenden. Ich kenne das! Die meisten Menschen wollen noch nicht einmal €  15,60 Jahresabonnement auf bringen.

Die nächste Ausgabe erscheint im September 2012.

Mit freundlichen Grüßen
Dieter Kersten
(9. Juli 2012)

 

 
     
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