Dieter Kersten - September / Oktober 2010    
Editorial    
     
 

auch auf die Gefahr hin, daß Mitte bis Ende September das Thema „Proteste Umbau Stuttgarter Hauptbahnhof“ schon wieder Schnee von Gestern ist, halte ich es für notwendig, auf die demokratische Willensäußerung durch Demonstrationen der Stuttgarter und Schwäbischen Bürgerinnen und Bürger einzugehen. Es ist ein Unding, daß unsere degenerierte Parteien-“Demokratie“ bzw. deren „Repräsentanten“ sich weigern, den Willen des Volkes in einer Volksabstimmung abzufragen. Noch bedenklicher halte ich es, daß eine strukturell demokratisch subalterne Person, wie der Bahn-Vorstandschef Grube die Verhandlungen mit dem basisdemokratisch orientierten Volk aufnimmt. Herr Grube ist über den Bundestag und die Bundesregierung Angestellter des Volkes. Verhandlungen mit dem Volk haben die Repräsentanten der Parteien-“Demokratie“ aufzunehmen und nicht deren Angestellter.

Themenwechsel: Die politisch nervigen Sommerloch-Diskussionen um „richtige“ Krankheitspolitik und -kosten wurden zum Schluß der „Großen Ferien“ mit einer Hygiene-Debatte, der medizinischen Sauberkeit in deutschen Krankenhäusern, ergänzt.

Ignaz Philipp Semmelweis (* 1. Juli 1818 in Ofen, deutscher Name des Stadtteils Buda in Budapest; † 13. August 1865 in Oberdöbling bei Wien) war ein ungarischer Arzt im damaligen Österreich-Ungarn. Er ... erhielt 1844 seinen Doktorgrad an der Universität Wien. Er führte unterschiedlich starkes Auftreten von Kindbettfieber auf mangelnde Hygiene bei Ärzten und Krankenhauspersonal zurück und bemühte sich, Hygienevorschriften einzuführen. Seine Studie von 1847/48 gilt heute als erster praktischer Fall von evidenzbasierter (Anmerk. D.K.: Evidenz = Deutlichkeit, völlige Klarheit; in Evidenz halten = östereichische Amtssprache, auf dem Laufenden halten, registrieren) Medizin in Österreich. Zu seinen Lebzeiten wurden seine Erkenntnisse nicht anerkannt und insbesondere von positivistisch eingestellten Kritikern und Kollegen als spekulativer Unfug abgelehnt. Nur wenige Ärzte unterstützten ihn, da Hygiene als Zeitverschwendung und unvereinbar mit den damals geltenden Theorien über Krankheitsursachen angesehen wurde. .....  Semmelweis erkrankte psychisch und wurde im Juli 1865 ohne Diagnose von drei Ärztekollegen in die Irrenanstalt Döbling  bei Wien eingeliefert. Einigen Quellen zufolge soll Semmelweis' Einlieferung in die Irrenanstalt auf eine Intrige zurückzuführen sein. 1862 hatte er in einem offenen Brief an die Ärzteschaft gedroht, die geburtshelfenden Ärzte öffentlich als Mörder anzuprangern, da sie seine Hygienevorschriften immer noch nicht anwendeten.  Am 13. August 1865, zwei Wochen nach seiner Einweisung, starb er mit 47 Jahren infolge einer kleinen Verletzung, die er sich bei einem Kampf mit dem Anstaltspersonal zugezogen hatte, an einer Blutvergiftung. Anderen Berichten zufolge soll er auf dem Anstaltshof von Pflegern erschlagen worden sein. In einer Aktennotiz wird Gehirnlähmung als sein Sterbegrund genannt.

Der kursive Text stammt aus der Wikipedia-Seite im Internet über Semmelweis. Sie können auf dieser Internetseite noch einiges mehr über diesen verdienstvollen Arzt lesen.

Die Ärzteschaft sah sich damals und sieht sich teilweise auch heute  noch als die „Krone der Schöpfung“, unfehlbar, als Retter der „Patienten“. Die meisten Menschen fühlen sich dem Medizinbetrieb ausgeliefert. Der Außenstehende hat immer mehr den Eindruck, daß nirgendwo so viel von Geld gesprochen wird, wie in der Krankheitsindustrie.

Den Statistiken und Berichten zufolge sterben in der BRD pro Jahr 50 000 Menschen an Krankenhausinfekten. Vermutlich sterben sie nicht nur an mangelnder medizinischen Hygiene, sondern auch an der allgemeinen Unsauberkeiten der Krankenhäuser. Blanke Flure täuschen, wenn der Dreck unter den Tischen, Heizkörpern und Betten liegt.

Nirgendwo wird soviel operiert wie in Deutschland. Ein Arzt sagte in einem Radiointerview, daß in der Chirurgie noch sehr gut verdient wird. So viel ich weiß, gibt es keine Statistik über Tote während und nach Operationen, Tote, die zu vermeiden waren, wenn die Diagnosen ohne das Eurozeichen im Gehirn gefällt worden wären.

In rbb inforadio habe ich leider nur den Schluß eines Gespräches mit den Autoren des Buches Patient im Visier - Die neue Strategie der Pharmakonzerne  gehört. Ich biete das Buch in der beiliegenden Bestelliste an. Eine Buchvorstellung finden Sie auf Seite 8. Einige Stichworte aus diesem Interview darf ich aufgreifen. Es gibt keine unabhängige Überprüfung der Angaben auf dem Beipackzettel der Arzneimittel. Das immer wieder behauptete medizinische Forschungsland Deutschland gibt es nicht. Die Krankheitspolitik in der BRD wird hauptsächlich von der Pharmalobby bestimmt.

Der Vortrag von Verena van Ogtrop auf den Seiten 2ff. weist direkt auf die Menschen in ihren Lebenszusammenhängen hin. Mir scheint, daß Heilen nur im Dialog mit dem Betroffenen, dem kranken Menschen, möglich ist. Dazu können und müssen auch schulmedizinische Maßnahmen gehören.

Notwendige und mögliche Heilungen dürfen nicht vom Einkommen der Patienten und der Heiler abhängen.

Das Rundschreiben an alle Freunde der Bauernschule Hohenlohe von Alfred Colsman auf den Seiten 4 ff. ist eine gute Ergänzung für den Beitrag von Verena van Ogtrop, ist doch eine gesunde Landwirtschaft und eine gesunde Ernährung Grundlage für ein gesundes menschliches Leben. Den Textabsatz in dem Aufsatz von Alfred Colsman Das Streben nach höchstem finanziellem Ergebnis widerspricht jedoch dem Verlangen nach bester Qualität im Sinne der besten Gesundheit der hergestellten Produkte in natürlicher Vielfalt  kann ich nur dick und fett unterstreichen.

Noch einmal Themenwechsel: Eigentlich ist es kein echter Themenwechsel; es geht wieder um Geld. DGB-Vorsitzender Sommer und seine Kollegen in den anderen Gewerkschaften fordern, wieder einmal, für die Arbeitnehmer mehr Lohn und Gehalt. Die Arbeitgeber, so wird wahrscheinlich zu Recht behauptet, verdienen auch mehr, also her mit dem Zaster. Wachstum muß sein, sagt auch die Bundeskanzlerin, da brauchen wir gar nicht weiter nachzudenken, der Lohn muß steigen. Da ist wenig Raum zum Nachdenken über eine neue Geld- und Wirtschaftssordnung! Da bleibt noch nicht einmal die Zeit, die Frage zu erörtern, wohin wir wachsen wollen?  Oder es fehlt auch die Zeit, die spannende Frage zu beantworten, wer „wachsen“ soll?  Wir sind in den letzten 36 Monaten wirtschaftliche (materiell) mit zwei blauen Augen davon gekommen. Wir versuchen es jetzt noch einmal. Neue Wirtschafts- und Geldordnung? Ach Quatsch, wir müssen rauben, morden, spekulieren und verbrauchen, auf Kosten „der anderen“ und auf Kosten unserer Nachkommen. Nach uns die Sintflut.

Der nächste Kommentar- und Informationsbrief NEUE POLITIK erscheint im November 2010.

Mit freundlichen Grüßen

Dieter Kersten

( abgeschlossen am 23. September 2010)

 
     
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