Dieter Kersten - Juli / August 2009    
Editorial    
     
 

Liebe Freunde, sehr geehrte Damen und Herren,

auf Seite 2 ff. finden Sie einen Beitrag von Henning Frost, den ich der Zeitschrift ALTERNATIVEN, Zeitschrift für eine ökologische, solidarische, basisdemokratische, gewaltfreie Gesellschaft, Nr. 66/67, Sommer 2009, entnommen habe. Ich gebe den Text ohne die Grafiken und Fußnoten wieder. Sie können den kompletten Text bei ALTERNATIVE DRITTER WEG (A3W); Georg Otto; 31079 Eberholzen, Gänseberg 11; alternative-dritter-weg@t-online.de bestellen. Außerdem möchte ich Sie an dieser Stelle auf mein Angebot an Büchern in der beiliegenden Bestelliste wie auch im Internet unter www.neuepolitik.com über das „umlaufgesicherte Geld“ (Silvio Gesell) hinweisen.

Der Autor Henning Frost verbindet in seinem Text die Forderung nach einem Bedingungslosen Grundeinkommen (BGE) mit einem umlaufgesicherten Geld. Das ist ja gar nicht so schlecht. Das könnte die Diskussion über beide Vorschläge intensivieren. 

Wenn ich so manchen Zungenschlägen zum BGE folge, in etwa, „Juchhe, jetzt brauche ich ja nicht mehr arbeiten“, dann frage ich mich, wer eigentlich in diesem reichen Land die Versorgung der Alten und Behinderten, die Bildung, das vorzügliche Flughafen- und Straßennetz und die Energiebereitstellung zuverläßig besorgen soll. Sollen das Sklaven in und aus Afrika machen?

Ich habe einen Satz aus dem Beitrag von Henning Forst dunkel markiert: Ohne eine hinreichende Wirtschaftsleistung ist in der Tat kein BGE möglich. Ich empfehle auch, 1. Mose 3 der Schöpfungsgeschichte zu lesen. Die Bibel ist ein altes Buch mit manchen klugen Inhalten, auch außerhalb jeder theologischen Wissenschaft oder eines Glaubens.

Viele meinen, ein „Bedingungsloses Grundeinkommen“  könnte über erhöhte Steuerleistungen „von den Reichen“ bezahlt werden. Abgesehen davon, daß ich noch nie eine rundum einleuchtende Erklärung bekommen habe, wer denn „die Reichen“ seien, weise ich darauf hin, daß ein Einkommensgefälle durchaus ein Jobmotor sein kann. Die von unseren Politikern und gut bezahlten (reichen!?) Wirtschaftswissenschaftlern flott begleitete De-Industrialisierung Deutschlands, die in Berlin, aber auch anderswo, gut zu besichtigen ist, hat die Chancen einer Wertschöpfung zu Gunsten der Allgemeinheit nicht gerade erweitert.  Wo sollen z.B. die weniger gut ausgebildeten Menschen ihr Lohn und Brot verdienen? Wir bauen lieber Autobahnen, als daß wir unser Bildungssystem gut finanzieren.

Wir haben eine stark rationalisierte Industrie, was mit dem technischen Fortschritt zu tun hat. Wir haben ein negatives Verhältnis zur Landwirtschaft, obwohl die Hungersnöte auf dieser Erde immer heftiger werden.

Mir fällt auf, daß das Wort Industrie jetzt für alle Bereiche des Erwerbs benutzt wird. Ist das Teil einer Gehirnwäsche? Dem Volk wird suggeriert, daß wir ein Industrieland sind und der Wohlstand unser Menschenrecht ist.

Ich wundere mich über meine Landsleute, die immer noch so tun, als gäbe es keine weltweite Systemkrise, mit viel Armut, vor allen Dingen aber mit viel Hunger. Armut läßt sich ertragen, wenn man „etwas zu beißen“ und eine warme Stube hat.

Wer also soll das BGE bezahlen? Sie?

Themenwechsel! Es war bisher Konsens, daß Israel und Iran sich gegenseitig brauchen, nicht erst, seit in Israel  der Faschistenführer Benjamin Netanyahu wieder Ministerpräsident ist. Dieser braucht den Iran und die dortige (Atom-)Rüstung nicht nur zu seiner ganz persönlichen innenpolitischen Rechtfertigung, sondern auch, um die israelische (Atom-)Rüstung, den Landraub (israelische Siedlungen) und die nadelstichartigen Demütigungen der Palästinenser (die absolute Kontrolle) weiter vorantreiben zu können. Natürlich geht es auch um us-amerikanische Hilfszahlungen an Israel. Solange der Iran zu mindestens den Anschein erweckte, Atomwaffen entwickeln zu wollen, solange erfuhr Präsident Ahmadinedschad die ganze Zuneigung israelischer Politik.

Der Iran gleicht in seiner religiösen Bestimmtheit dem Staat Israel. Auch der Iran braucht Israel als Projektionsleinwand seiner antibritischen und antiamerikanischen Attacken.

Beide Staaten sind den Berichten nach vermutlich amerikanischer als die meisten christlichen europäischen Staaten. In der Wochenzeitschrift DER FREITAG vom 18. Juni vergleicht Vesta Nele Zareh die Hauptstadt Teheran mit der suburbanen us-amerikanischen Stadt Los Angeles. >Wenn in ferner Zukunft der amerikanische Präsident nach Teheran reisen sollte, würde er in Teheran nicht nur die Ruinen eines zweiten Persepolis vorfinden, sondern die Fragmente einer Kultur treffen, die ihm vertraut ist: Eine Generation jungen Iraner hat sich längst ihren eigenen, persisch-interpretierten American Way of  Life eingerichtet, der die starren Vorstellungen von „islamisch“ und „westlich“ hinter sich gelassen hat.<

Ich kann nur jedem empfehlen, sich mit der iranisch-persischen Geschichte zu beschäftigen. Der interessanteste Politiker im 20. Jahrhundert war zweifellos Mohammad Mossadegh (1882-1967), wobei  Mossadegh ist ein verliehener Titel ist: der Korrekte. Seine Familie und er waren eng mit der iranisch-persischen Geschichte verknüpft. Er war ein Modernisierer und Demokrat, enteignete 1950 die (britische) Ölindustrie in seinem Land und  zog sich den geballten politischen und militärischen Zorn der Briten und der US-Amerikaner zu. 1953 wurde Mossadegh als Ministerpräsident von Schah Mohammad Reza Pahlavi abgesetzt, verhaftet und zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Während ich diesen Text schreibe, erinnere ich mich an meine Sympathie als 14jähriger für Mohammad Mossadegh, trotz der anglo-amerikanischen Gegen- Propaganda in West-Berlin/BRD.

Schah Mohammad Reza Pahlavi war Teil einer ausufernden Korruption. Die sozialen Probleme waren nicht zu lösen. Diese Politik richtete den Iran zugrunde.. Der Schah mußte abdanken (1979) und die Ayatollas übernahmen die Macht. In Wikipedia steht: Mit Chomeinis Ansichten wurde aus dem schiitischen Islam eine politische Religion. Das ist vielleicht die kürzeste Beschreibung der iranischen Theokratie.

Ich wiederhole mich: die sozialen Probleme richteten den Iran zugrunde. ... richten „die politische Klasse“ des aktuellen Iran zugrunde. Alle iranischen Politiker, ob Ayatollah oder nicht, gehören heute „reichen Familien“ an, wobei „reich“ und „reich“ auch ein Unterschied zu sein scheint.

Vielleicht schreiben wir bald: Die  Zweite Islamische Revolution im Iran - 2009. Der Hausforderer des jetzigen Präsidenten Ahmadinedschad, Mussawi, wird in der Wochenzeitschrift DER FREITAG vom 25. Juni von Simon Tisdall (The Guardian) als zu zögerlich und symstemtreu bezeichnet. Neben seiner poltischen Tätigkeit in der „Theokratie“ Iran ist Mussawi als Maler surrealistischer Bilder bekannt. Er ist Leiter der iranischen Kunstakademie. Das ist doch ganz sympatisch, oder?

Die nächste Ausgabe des Kommentar- und Informationsbriefes NEUE POLITIK erscheint im September 2009.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Sommer.

Mit freundlichen Grüßen

Dieter Kersten

(abgeschlossen am 23. Juli 2009)

 
     
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