Dieter Kersten - Juli / August 2008    
Editorial    
     
 

Liebe Freunde, sehr geehrte Damen und Herren,

auf Seite 5 befaßt sich Andreas Manthey unter der Überschrift Wie fahren wir morgen? mit der „solaren Mobilität“.Es steht außer Zweifel, daß das Elektro-Auto eine Möglichkeit ist, Mobilität zu erhalten und den wertvollen Rohstoff Erdöl zu sparen. Es ist nämlich fast pervers, diesen Rohstoff als Futter für unseren Energie- und Bewegungshunger zu verwenden. Erdöl ist ein wichtiger Rohstoff für die chemische Industrie. So mancher lieb gewordener Gebrauchsgegenstand wird mit Hilfe von und aus Erdöl hergestellt.

Nachwievor verlange ich  benutzerfreundliche öffentliche Verkehrsmittel, zu denen auch die Eisenbahn gehört. Der Güterfernverkehr sollte weitgehend auf die Schiene verlagert werden. Fachleute beklagen, daß sich die Bahn gegen  einen Container-Schnellverkehrsperrt, der die ICE-Trassen verwenden könnte.Mehdorn hat die Deutsche Bahn dank reichlich fließender Steuergelder zum größten StraßenspediteurDeutschlands (u.a.. Schenker) gemacht.

Im Anschluß an den Artikel von Andreas Manthey gebe ich einen Beitrag von Klaus Anders wieder, der die Energiekrise nicht nur als eine Mangelkrise beschreibt.

Auf Seite 2 finden Sie einen Beitrag von Oliver Wiedmann von Mehr Demokratie e.V. Ein Bündnis von Vereinen bemüht sich um ein Volksbegehren und eine Volksinitiative für ein neues Wahlrechtin Berlin.Ich habe schon öfters darauf hingewiesen, daß die „Parteien-Demokratie“ eines Korrektivs durch eine Direkte Demokratiebedarf.

Szenenwechsel: Der US-“demokratische“ Präsidentschaftskandidat  Barack Hussein Obama will den Nachrichten zufolge im Juli/August Europa, und damit auch Deutschland, einen Besuch abstatten.

Ich habe den Eindruck, daß es in Deutschland eine Obama-Euphorie gibt. Ich warne davor, Obama zu überschätzen. Er ist ein „politisches Kind“ einer us-amerikanischen Gesellschaft und deren Herrschaftsstrukturen, die seit ihrer Formierung im 18. Jahrhundert die Weltherrschaft anstrebt.

In der Juli/August 2007-Ausgabe von Foreign Affairs sprach sich Obama für die Erneuerung der diplomatischen, moralischen und militärischen Führungsrolle der USA  aus. Mit dem Satz „Wir können uns weder aus der Welt zurückziehen noch versuchen, sie in die Unterwerfung zu schikanieren“ verlangte er von den Amerikanern, daß sie „in der Welt führen sollen, in der Tat und als Vorbild“.

Obama ist ein Befürworter der Todesstrafe. Er hat eine sehr „lauwarme“ Rückzugsidee aus dem Irak, er ist für den Afghanistan-Krieg und weitgehend ein kritikloser Freund der israelischen Regierung.

Es gibt keine Äußerung von Obama, die vermuten lassen, daß er für eine kritische Überprüfung des Begriffes „Kampf gegen den Terror“ ist. Es sieht so aus, daß er diesen Schlachtruf durchaus als propagandistische Waffe gegen die nicht folgsamen Gruppen/Gesellschaften auf dieser Erde hält.

„Als Präsident werde ich sagen: Amerika strebt eine Welt an, in der es keine Nuklearwaffen gibt.“  Das ist der einzige Satz von Obama, den ich höre, der mir Hoffnung macht.

Obama scheint auf das fixiert zu sein, was in der us-amerikanischen Propaganda als American Dream bezeichnet wird und was auf deutsch „vom Tellerwäscher zum Millionär“ heißt. Eine merkwürdig verquere Philosophie, die, das sollte die Welt verstehen, durch Kriege gesichert werden muß.

An dieser Stelle einige Bemerkungen zu der „neuen“ US-Botschaft am Brandenburger Tor (Pariser Platz) in Berlin. In der amerikafreundlichen Presse-Propaganda in Deutschland wird meistens so getan, als ob es an diesem Standort immer eine us-amerikanische Botschaft gegeben hat. Mitnichten. Erst 1930 kauften die USA das Palais Blücher, Pariser Platz 2, welches während des Kaufaktes abbrannte. Es hat dort nur für kurze Zeit, von 1939 bis 1941 eine funktionierende US-Botschaft gegeben. Jetzt demonstrieren die Vereinigten Staaten ihre Macht über Deutschland, indem sie in unmittelbarer Nähe von Bundestag, Bundesrat und Kanzleramt, im Herzen Berlins, ihre gesichts- und geschichtslose Festung errichtet haben.

Zwei politisch-militärische Entwicklungen machen mir Sorgen. Das sind einmal die us-amerikanischen Atomwaffenarsenale und Militär-Stützpunkte in Europa und das ist zum anderen der, vielleicht?!, bevorstehende Krieg gegen den Iran.

Die letzten Nachrichten über den baulichen Zustand und die Sicherheit  der us-amerikanischen Atomwaffenarsenale auf europäischen Boden sind besorgniserregend. Diese US-Atomwaffen müssen aus Europa abgezogen werden und zwar ohne Wenn und Aber. Es ist eine christlich demokratische und deutsche Lüge, wenn behauptet wird, daß wir Deutschen innerhalb der NATO den Einfluß auf den Einsatz von Atomwaffen verlieren, wenn wir auf deren Abzug bestehen. NATO-Länder, die von vornherein die Stationierung von Atomwaffen abgelehnt hatten bzw. im Laufe der Jahre darauf verzichtet haben, sind immer noch an der nuklearen Verteidigungsplanung beteiligt. Die us-amerikanischen Militärstützpunkte, die nicht, oder nur teilweise der NATO unterstehen, sind unverzüglich zu kündigen. Das gilt u.a. auch für die Kommandozentrale der US-Amerikaner in Heidelberg für us-amerikanische Militär- und Geheimdienst-Aktivitäten in Afrika.

Sorgen machen mir auch die Gerüchte um den angeblich bevorstehenden (Atom-)Angriff der USA (bzw. Israels) auf die iranischen Atomanlagen. Lutz Herden schreibt am 13. Juni 2008 u.a.:: >Kommt es dazu noch vor Ende der Ära Bush? - wird wieder gerätselt. Wenn, dann blieben nur die Monate Juli und August. In diesem Fall könnte ein demissionierender Präsident dem republikanischen Nominierungskonvent Anfang September ein "Mission accomplished" zurufen.  Ob dies freilich dem Kandidaten McCain zur Empfehlung gereicht? Ein Schlag gegen den Demokraten Obama wäre ein Militärschlag gegen Iran zweifellos. Dem Patrioten Obama bliebe nur der Schulterschluß mit dem Patrioten McCain und damit kaum Platz für den feinen Unterschied.<  Anderen Quellen entnehme ich, daß die us-amerikanischen Geheimdienste bei einem solchen Angriff mit 20 Millionen Toten rechnen, beim „Gegner“ natürlich. Diese irre Zahl ist gar nicht so „an der Wirklichkeit vorbei“. Die Wirklichkeit ist von einer in unterschiedlichsten Tonlagen geführten Diskussion bestimmt, ob es auf dieser Erde nicht doch zu viele Menschen gibt, vor allem dann, wenn der Lebensstandard der „christlichen“ Länder, so wie er noch ist, für die Menschen auf der nördlichen Halbkugel erhalten bleiben soll.

Trotz aller Sorgen, ich wünsche Ihnen einen schönen Sommer!

Bitte bestellen Sie umgehend die Bücher beim Buchdienst des Kommentar- und Informationsbriefes NEUE POLITIK, die Sie  im Urlaub lesen wollen.
Die nächste Ausgabe erscheint im September 2008.

Mit freundlichen Grüßen

Dieter Kersten

(abgeschlossen am  24. Juli 2008)
 
     
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