Dieter Kersten - Februar 2002    
Editorial    
     
 

Liebe Freunde, sehr geehrte Damen und Herren,

wo stecken Osama bin Laden und Mullah Omar? Der so allmächtige CIA, der über so viele technische Möglichkeiten verfügt, angefangen von der Satellitenüberwachung bis zur lückenlosen Kontrolle des Telefon-,Funk- und E-Mail-Verkehrs, soll es nicht schaffen, den Aufenthaltsort der Beiden zu ermitteln? Oder dürfen sie nicht gefunden werden? Oder sind sie von Anfang an Phantome gewesen? Oder ist der > allmächtige < CIA auf das Niveau des DDR-Stasi abgesunken, verbürokratisiert, kraftlos und unfähig, unterschiedliche Informationen miteinander zu verbinden und nur noch in der Lage, hie und da große und kleine Schäden anzurichten?

Was für Scheinwelten können zusammenbrechen! Die Verschwörungsapologeten, die den Schwarzen Hubschrauber des CIA immer über sich kreisen hören, könnten womöglich feststellen, daß der Flugkörper aus dem Spielzeugkasten des Nachbarjungen stammt.

Neuerdings wird gemutmaßt, daß Osama bin Laden an seinem Nierenleiden gestorben ist. Es ist kaum anzunehmen, daß er einsam und verlassen gestorben ist, wenn überhaupt. Leute in seiner Stellung haben immer Sterbebegleiter. James Bond und Kara ben Nemsi Effendi alias Old Shatterhand hätten den Fall Osama bin Laden und Mullah Omar längst gelöst, oder?

Trotz dieser spöttischen Betrachtungsweise - witzig ist die Lage der Menschheit nicht. Es schält sich immer mehr heraus, daß CIA, FBI und die us-amerikanischen Streitkräfte am 11. September 2001 ihre schmutzigen Finger mit in die beiden Türme des World Trade Centers gebohrt haben und Bush und seine Hinterfrauen und -männer diese menschenmörderische Inszenierung zu einem theatralischen Beginn eines möglichen 3. Weltkrieges nutzen. > Von Woche zu Woche wird deutlicher, daß die Reaktion der republikanischen US-Regierung auf die Anschläge des 11. September die Gefahr eines neuen Weltkriegs heraufbeschwört; ja, vielleicht ist die Schwelle zu ihm schon überschritten, seit die palästinensische Autonomiebehörde sich dem Bombenterror der israelischen Regierung ausgesetzt sieht und die US-Regierung das unterstützt. Auch die indische Kriegsdrohung gegen Pakistan folgt dem neuartigen Muster, das die USA vorgegeben haben: Angriff auf Staaten, in denen Terroristen wohnen. Und sie plant weitere Kriege: Die Gefahr eines Militärschlags gegen den Irak ist keineswegs ausgeräumt.... < schreibt Michael Jäger an den Anfang seines Beitrages in der Wochenzeitschrift FREITAG vom 4. Januar 2002 mit der Überschrift Auf halbem Wege in ein Wellengrab mit den Unterüberschriften Das europäisch-amerikansiche Verhältnis - Soll Europa ein Schurkenkontinent werden? Michael Jäger schreibt u.a. weiter: > ..... Das scheint nun wieder eine absurde Frage zu sein - ist doch kein Europäer "so böse" wie Saddam. Aber worin besteht Saddams Bosheit? Bekanntlich darin, daß er Massenvernichtungswaffen lagert. (Anmerk. D.K. lagern soll !? ) Es ist ebenso bekannt, daß dies auch die Europäer tun. Die US-Regierung nimmt es ihnen nur deshalb nicht übel, weil sie sich mit ihnen in ein und dem selben Militärbündnis befindet. Sie hat sich früher auch mit Saddam im Bündnis befunden und ihm nichts übel genommen ... Wenn Europa das Bündnis verlassen würde, fiele auch dieses Argument dahin. Es gibt schon längst fundamentalchristliche Kreise in den USA, die darauf warten, daß die EU sich in das ultimative Reich des Bösen verwandelt. So wird in einem apokalyptischen Schmöker mit Millionenauflage, der 1973 erschienen ist (Hal Lindsay, There's a New World Coming, Santa Ana California), vorausgesagt, die damaligen Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft werde sich mit Rußland und China, dem Irak und anderen arabischen Staaten verbünden und rechtzeitig vor der biblischen Entscheidungsschlacht von Harmaggeddon ins "Berüchtigte Babylon" verwandelt haben. ..... <

Die Lage der Menschheit ist nicht witzig ... !! Ich plädiere für eine offene und öffentliche Diskussion und Diplomatie, mit der den Vereinigten Staaten von Amerika und seinem Präsidenten vermittelt werden muß, daß das amerikanische kein auserwähltes Volk ist, sondern sich in die Völkerfamilie einordnen muß. Wird das möglich sein?? Ein Präsident, welcher die Olympischen Spiele nicht mit dem Satz eröffnet > Ich erkläre die Spiele von Salt Lake City zur Feier der Olympischen Winterspiele für eröffnet.<, sondern gegen die Regel die Worte davorsetzt > Stellvertretend für eine stolze, entschlossene und dankbare Nation < wird das aber vermutlich nicht verstehen. Braucht er auch nicht: das Olympische Komitee hat versäumt, die Spiele abzusagen, denn nach der Regel können die Spiele nicht in einem Land stattfinden, welches sich mit anderen Ländern im Krieg befindet. George W. Bush hat der Erde den Krieg erklärt, das hat er mehrfach verkündet. Der Einmarsch der US-Amerikaner mit der Ground Zero-Flagge, trotz der enormen Verbrennungshitze von 7 000 bis 10 000 Grad Celsius im zusammengestürzten World Trade Center wohlerhalten gefunden, verstärkt die demonstrierte Verachtung für den Rest der Welt.

Ich will mich mal vorsichtig ausdrücken: in Europa findet langsam, sehr langsam, zu langsam, eine Götterdämmerung statt. Das ist nicht das Verdienst von Schröder und Fischer, deren uneingeschränkte Solidarität den europäischen Partnern von Anfang an suspekt war. Das Verdienst ist u.a. der us-amerikanischen Arroganz zuzurechnen. Mir wird berichtet, daß die US-Vertreter auf der 37. Münchener Konferenz über Sicherheitspolitik, Ende Januar, Anfang Februar, in aller …ffentlichkeit Kriegsminister Scharping lächerlich gemacht haben, nur weil er Armut, Elend und Unterdrückung zur Ursache von Terror erklärte. Der K…LNER STADTANZEIGER am 8. Februar bringt auf Seite 4 einen kleinen Beitrag von Jürgen Möllemann, stellvertretender FDP-Bundesvorsitzender, mit der Überschrift Mehr Europa, weniger USA und mit der Unterüberschrift Die EU muß sich im Nahen Osten stärker ins Spiel bringen. Jürgen Möllemann ist auch Vorsitzender der Deutsch-Arabischen Gesellschaft und damit fast ein Exot, vielleicht sogar ein Schurke in der Sichtweise von George W. Bush. Guido Westerwelle, stolzer FDP-Vorsitzender, trällerte am 6. Februar mit mehr Selbstbewußtsein gegenüber den Vereinigten Staaten und kritisierte Äußerungen des US-Präsidenten. Das Info-Radio meldete am 9. Februar Kritik von Fischer an Bush wegen seiner Rhetorik in Sachen Terrorismus. Schließlich übte auch noch die gesamte EU- Außenministerkonferenz in der spanischen Stadt Caceres Kritik an der us-amerikanischen Außenpolitik. Es ist Zeit, die offene und öffentliche Diskussion und Diplomatie um die Idee einer aktiven militärischen Neutralität Europas zu erweitern. Das Verb "aktiv" steht für eine offensive Politik für weltweite Gerechtigkeit und einen Wohlstandsausgleich der Völker. Das ist ein Thema, über welches wir in den nächsten Ausgaben des Kommentar-und Informationsbriefes NEUE POLITIK diskutieren sollten.

Mit freundlichen Grüßen

Dieter Kersten

abgeschlossen am 18. Februar 2002

 
     
  Diesen Artikel als PDF-Datei herunterladen Download  
     
  Alle Artikel liegen als PDF - Datei zum herunterladen vor. Um PDF - Dateien zu lesen, benötigen Sie den "Acrobat Reader". Falls das Programm nicht auf Ihrem PC installiert ist, können Sie es sich hier kostenfrei herunterladen. Hompage_Acrobat